Betriebskantine Billstedt: Raum für Bedürftige
Der Hamburger Landesverband des Sozialverbands Deutschland e.V. (SoVD) freut sich über den Erhalt der Kantine – und unterstützt bundesweiten Aufruf zur Erhöhung der Sozialleistungen.
Der Kantine im Ortsamt Billstedt drohte die Schließung: Der Betreiber bekam so hohe behördliche Auflagen, dass er drauf und dran war, die Kantine dicht zu machen. Den größten Teil der Kundschaft stellten SeniorInnen aus dem Stadtteil und längst nicht mehr die BehördenmitarbeiterInnen. Für viele von ihnen wäre das ein harter Schlag gewesen, denn hier bekamen sie eine gute und warme Mahlzeit für wenig Geld.
Viel wichtiger noch: Die Kantine hatte sich mittlerweile zu einem regelmäßigen Treffpunkt für die älteren Billstedter entwickelt. Hier kannte man sich untereinander und passte aufeinander auf. Wenn jemand unabgesprochen fehlte, wurde schon mal zuhause nach dem Rechten gesehen. Dies hat auch Falko Droßmann Bezirkschef in Hamburg Mitte gesehen und dem Kantinenbetreiber ein gutes Angebot gemacht. Nun kann er die Einrichtung in Zukunft als private Gaststätte betreiben. „Für die vielen SeniorInnen dort, die nur wenig Geld haben, um sich ein warmes Mittagessen zu leisten, ist dies eine gute Nachricht“, sagt Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender SoVD Hamburg.
Allerdings zeigt sich aus seiner Sicht hier auch ganz explizit ein Problem, das in unserer reichen Gesellschaft inzwischen allgegenwärtig ist. Denn die Betriebskantine versorgt Menschen mit günstigen und gesunden Mahlzeiten, ähnlich wie es die mehr als 900 Tafeln in Deutschland tun, die Bedürftige kostenlos mit Lebensmitteln versorgen. „Grundsätzlich ist es wichtig, dass sich Ehrenamtliche dafür einsetzen. Allerdings übernehmen sie hier eine Verantwortung, die eigentlich beim Staat liegt. Es kann nicht sein, dass immer mehr Menschen, egal welcher Herkunft, zu den Tafeln gehen müssen, weil sie sich nicht aus eigener Kraft versorgen können. Es ist ein Skandal, dass die politisch Verantwortlichen das seit Jahren bestehende gravierende Armutsproblem verharmlosen und keine Maßnahmen zur Lösung einleiten.“
Auch der SoVD Hamburg beteiligt sich deshalb an dem Bündnis von über 200 Verbänden, die fordern: „Arme Menschen nicht gegeneinander ausspielen! Sozialleistungen endlich erhöhen!“. Das Bündnis fordert angesichts der stetig steigenden Zahl von Bedürftigen endlich konstruktive Maßnahmen zur Armutsbekämpfung und eine sofortige Anhebung der Regelsätze in der Grundsicherung für alle hier lebenden bedürftigen Menschen.
Alle interessierten Privatpersonen, Organisationen und Initiativen, auch lokal und regional aktive, sind eingeladen, den gemeinsamen Aufruf der über 30 bundesweit aktiven Organisationen zu unterstützen: der-paritaetische.de/aufruf