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Nachhaltig sozial: So muss Hamburg sein!

Sozialpolitische Leitlinien des SoVD Hamburg: Jetzt soziale Weichen für die Zukunft stellen! Nah am Menschen, solidarisch und gerecht – für Teilhabe und Chancengleichheit.

#HamburgmitHerz

Alleinerziehend zwischen Kind, Job und Haushalt

„Der Spagat zwischen meinem Teilzeitjob als Krankenpflegerin, meiner Rolle als Mutter und dem Haushalt ist oft schwer. Eine Ganztagsbetreuung ist mir zu teuer und würde meine Schichten nur zum Teil abdecken. Meine Chancen, beruflich weiter voran zu kommen, sind auch deshalb begrenzt. Mit dem Geld kommen wir gerade so über die Runden – davon etwas für's Alter zurückzulegen ist nicht drin.“

Bei uns in Hamburg geht es vielen wie Anna: Frauen übernehmen noch immer den Großteil der Kindererziehung und sind deutlich häufiger in Teilzeit beschäftigt als Männer. Flexible Betreuungsangebote und Weiterbildungsmaßnahmen sind nur schwer zugänglich. Gleichzeitig wird in „frauentypischen“ Branchen und Berufen vergleichsweise schlecht bezahlt. Altersarmut ist für viele von ihnen vorprogrammiert.

Wohnungssuche mit Behinderung

„Ich suche schon länger eine günstige, barrierefreie Wohnung, in die ich meinen Blindenhund mitnehmen darf. Aktuell wohne ich an einer vierspurigen Straße. Hier finde ich mich nicht so gut zurecht, es ist laut und unübersichtlich. Die hor­renden Hamburger Mieten kann ich von meinem kleinen Gehalt plus Blindengeld unmöglich bezahlen. Meine Chancen auf dem Wohnungsmarkt sind damit sehr begrenzt – aber die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Bei uns in Hamburg geht es vielen wie Thomas: Trotz der gut 77.500 Sozialwohnungen ist die Nachfrage deutlich höher als das Angebot – und in den nächsten fünf Jahren fallen davon über 20.000 wieder aus der Bindung. Barrierefreiheit ist bei den vielen Um- und Neubauprojekten noch immer nicht die Regel. Gleichzeitig haben wir die höchsten Mieten im norddeutschen Raum und einen ohnehin angespannten Wohnungsmarkt. Viele Menschen werden dadurch bei der Wohnungssuche zusätzlich behindert. 

Alt, arm und ausgegrenzt im Ruhestand

„Ich lebe in einer schnuckeligen Einzimmerwohnung, in der ich mich wohl fühle. Mit meiner kleinen Rente sind keine großen Sprünge möglich – mit dem Alter bin ich aber auch genügsamer geworden. Was mir fehlt sind regelmäßige Treffen und Begegnungen mit anderen. Da gibt's bei mir nichts ums Eck und das Seniorenticket vom HVV kann ich mir nicht so oft leisten. Im Theater war ich zuletzt vor über drei Jahren.“ 

Bei uns in Hamburg geht es vielen wie Katharina: Immer mehr Menschen sind auf Grundsicherung im Alter angewiesen, weil die Rente nicht zum Leben reicht. Im Tagesschnitt sieht der Regelsatz 5,16 Euro für Lebensmittel, 1,33 Euro für den ÖPNV und 1,45 Euro für Freizeit und Kultur vor. Quartierzentren, die soziale und kulturelle Angebote direkt vor Ort bündeln, sind bei uns noch immer die Ausnahme. Vereinsamung ist für viele Senior:innen traurige Realität. 

So muss unser Hamburg sein

Sozialpolitische Leitlinien des SoVD Hamburg

Teilhabe und Chancengleichheit sind für viele Hamburger:innen nur leere Worthülsen und spiegeln keineswegs das persönliche Alltagserleben wider. Um maßgebliche Problemlagen verständlich zu machen und Benachteiligungen aufzuzeigen, haben wir „Sozialpolitische Leitlinien“ veröffentlicht – mit dem Ziel, bestehende soziale Schieflagen zu beseitigen und gleichberechtigte, selbstbestimmte Teilhabechancen zu schaffen. 

Unsere Analysen, Lösungsvorschläge und Forderungen für die zentralen Handlungsfelder auf dem Weg in ein nachhaltig soziales Hamburg können Sie nachfolgend in der Kurzfassung lesen. Das vollständige Positionspapier können Sie hier herunterladen.

Für eine soziale, solidarische Stadt ohne Armut

Denn so sieht unser Hamburg aus:

  • 339.949 Menschen leben am oder unter dem Existenzminimum – das ist fast jede*r Fünfte
  • 42.000 Millionär:innen beherbergt unsere Stadt
  • 4.365 Euro beträgt das durchschnittliche Bruttomonatseinkommen
  • 1.145 Euro beträgt die Armutsgefährdungsschwelle – das ist nur rund ¼ des Ø-Einkommens

Hamburg braucht eine wirksame politische Strategie, um den Zusammenhalt zu stärken und allen ein gutes, menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Deshalb machen wir uns unter anderem stark für einen Armuts- und Reichtumsbericht als Basis für ein Maßnahmenpaket gegen soziale Spaltung und Ausgrenzung, die selbstverständliche Beteiligung der Zivilgesellschaft und eine Teilhabekarte, die finanziell Bedürftigen Zugang zu Freizeit-, Sport- und Kulturangeboten verschafft.

Für gute Arbeit und einen sozialen Arbeitsmarkt

Denn so sieht unser Hamburg aus:

  • 1.013.760 sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt
  • 28.484 sind leistungsberechtigt nach SGB II, weil die Arbeit nicht zum Leben reicht
  • 82.969 Menschen sind arbeitslos gemeldet 
  • 23.600 sind langzeitarbeitslos – das sind über 28 Prozent, also fast jede*r Dritte

Hamburg braucht eine wirksame politische Strategie, um Menschen langfristig in Arbeit zu bringen und Niedriglöhne, prekäre sowie atypische Arbeitsverhältnisse zu verdrängen. Deshalb machen wir uns unter anderem stark für einen sozialen Arbeitsmarkt aus Hamburger Mitteln und mehr öffentlich geförderte Beschäftigung mit Löhnen, die eine eigenständige Lebensführung ermöglichen. Beschäftigungsgesellschaften müssen gesichert und eingebunden werden.

Für eine sozial-ökologische Wende

Denn so sieht unser Hamburg aus:

  • 16.321.000 t effektive CO2-Emissionen aus dem Endenergieverbrauch
  • 798.907 t von der Müllabfuhr eingesammelte Abfälle
  • 692.999 t erzeugte Sonderabfälle

Hamburg braucht eine wirksame politische Strategie, um Umweltbelastungen zu senken, dem Klimawandel entgegenzuwirken und negative gesellschaftliche Folgen zu vermeiden. Deshalb machen wir uns unter anderem stark für einen nachhaltigen ökologischen Wandel, der ungleiche Lebensbedingungen immer im Blick hat – wirtschaftliche Lasten gerecht verteilt und für sozialen Ausgleich sorgt. 

Für eine nachhaltige, soziale Stadtentwicklung

Denn so sieht unser Hamburg aus:

  • 966.164 Wohnungen sind auf dem Markt
  • 77.491 davon sind Sozialwohnungen – das sind nur rund 8 Prozent

Hamburg braucht eine wirksame politische Strategie, um langfristig bedarfsgerechten, bezahlbaren Wohnraum in lebenswerten Quartieren zu schaffen. Deshalb machen wir uns unter anderem stark für den Bau von mindestens 5.000 barrierefreien Sozialwohnungen pro Jahr und eine integrierte Stadtteilentwicklung mit gemeinwohlorientierten Angeboten der Nahversorgung, Begegnung und Erholung vor Ort.

Für eine zukunftsfähige, soziale Mobilitätsoffensive

Denn so sieht unser Hamburg aus:

  • 2,7 Mio. Fahrgäste befördert der HVV täglich 
  • 637.293 private PKW sind gemeldet
  • 67.528 Straßenverkehrsunfälle jährlich
  • 7.677 davon mit Personenschaden

Hamburg braucht eine wirksame politische Strategie, um Mobilität sicher und barrierefrei zu gestalten – und den ÖPNV für alle zugänglich zu machen. Deshalb machen wir uns unter anderem stark für ein uneingeschränktes, kostenfreies Sozialticket für finanziell Bedürftige, mehr analoge Rufangebote und mehr Sprunginseln an unübersichtlichen, stark befahrenen Straßen.

Für gute Pflege und ein Gesundheitswesen nah am Menschen

Denn so sieht unser Hamburg aus:

  • 495.895 Behandlungsfälle in 59 (mehrheitlich privaten) Krankenhäusern
  • 140.000 Beschäftigte im Gesundheitswesen
  • 567 Pflegeeinrichtungen
  • 63.145 Pflegebedürftige von denen 27.841 Pflegegeld erhalten

Hamburg braucht eine wirksame politische Strategie, um eine qualitativ hochwertige Versorgung für alle sicherzustellen. Deshalb machen wir uns unter anderem stark für die Re-Kommunalisierung von Gesundheitseinrichtungen, eine bedarfsgerechte Ausstattung der Wohn-Pflege-Aufsicht, die Wiedereinführung der einkommensabhängigen Einzelfallförderung und eine deutliche Aufwertung des Pflegeberufs.

Für eine seniorengerechte Stadt

Denn so sieht unser Hamburg aus:

  • 18,2 Prozent sind heute 65 Jahre und älter – das ist fast jede*r Fünfte
  • 27.875 von ihnen sind auf Grundsicherung im Alter angewiesen
  • 22 Prozent werden 2030 65 Jahre und älter sein – Tendenz steigend

Hamburg braucht eine wirksame politische Strategie, um den Bedürfnissen einer alternden Gesellschaft gerecht zu werden und die wachsende Armut sowie Vereinsamung im Alter zu entschärfen. Deshalb machen wir uns unter anderem stark für flächendeckende Quartierzentren mit ganzheitlicher sozialer Angebotsstruktur sowie Beteiligungsmöglichkeiten – und einen Zuschlag zur Grundsicherung, der den hohen Lebenshaltungskosten in Hamburg Rechnung trägt.

Für Inklusion und Barrierefreiheit

Denn so sieht unser Hamburg aus:

  • 125.655 Menschen mit Schwerbehinderung
  • 4.746 Unternehmen müssen 36.907 Pflichtarbeitsplätze für sie anbieten
  • 11.282 dieser Pflichtarbeitsplätze sind nicht besetzt
  • 1.596 dieser Unternehmen beschäftigen keine Menschen mit Behinderung

Hamburg braucht eine wirksame politische Strategie, um Einstellungshemmnisse seitens der Arbeitgeber abzubauen und Betroffenen durch gezieltes Empowerment den Weg in den Arbeitsmarkt zu ebnen. Deshalb machen wir uns unter anderem stark für die selbstverständliche Anerkennung gesellschaftlicher Vielfalt und uneingeschränkte Zugänge zu allen Bereichen unserer alltäglichen Lebenswelt. Speziell der Betrieb von Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation muss gesichert werden.

Für starke Familien, Kinder und Jugendliche

Denn so sieht unser Hamburg aus:

  • In rund 18 Prozent aller Haushalte leben Kinder unter 18 Jahren
  • Rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen leben in Hartz-IV-Haushalten
  • Rund 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen leben in Alleinerziehenden-Haushalten

Hamburg braucht eine wirksame politische Strategie, um bedarfsgerechte, bezahlbare und hochwertige Betreuungs-, Bildungs- und Förderangebote für alle zu schaffen. Deshalb machen wir uns unter anderem stark für eine Steigerung der Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung, mehr Krippen-, Kita- und Hortplätze sowie die achtstündige Kostenfreiheit. Der Fachkraft-Kind-Schlüssel muss weiter verbessert werden.

Für eine Gleichstellung der Geschlechter

Denn so sieht unser Hamburg aus:

  • 53 Prozent leben von einer monatlichen Altersrente von unter 1.000 Euro (vor Steuern)
  • Über 66 Prozent der Betroffenen sind Frauen
  • Der Gender Pay Gap beträgt rund 20 Prozent
  • Der Gender Care Gap für direkte Sorgearbeit beträgt rund 108 Prozent

Hamburg braucht eine wirksame politische Strategie, um die Armutsfalle „Frau“ und damit einhergehende Benachteiligungen über den Lebensverlauf hinweg zu beseitigen. Deshalb machen wir uns unter anderem stark für flexiblere Arbeitszeitmodelle, Qualifizierungsangebote in Teilzeit, eine faire Entlohnung und die Honorierung ihrer Leistungen durch ein zusätzliches Landespflegegeld. 

Für eine sozialverträgliche Digitalisierung

Denn so sieht unser Hamburg aus:

  • 92 Prozent der über 10-Jährigen nutzt privat (fast) täglich das Internet
  • 76 Prozent der über 65-Jährigen nutzt privat (fast) täglich das Internet

Hamburg braucht eine wirksame politische Strategie, um neue Technologien flächendeckend für alle zugänglich zu machen, ohne analoge Angebote vor Ort zu vernachlässigen. Deshalb machen wir uns unter anderem stark für einen nachhaltigen digitalen Wandel, der niemanden ausschließt und das Wohl der Menschen immer im Blick hat – ob öffentliche Verwaltung, Gesundheitswesen oder Arbeitswelt.

Für eine sozial gerechte Bundespolitik

Denn so sieht unser Land aus:

  • Über 20 Prozent der unter 18-Jährigen leben in Armut oder sind von Armut bedroht 
  • 8 Prozent der Erwerbstätigen leben am oder unter dem Existenzminimum – sie sind arm trotz Arbeit  
  • Über 17 Prozent der über 65-Jährigen leben in Altersarmut oder sind armutsgefährdet

Unser Land braucht eine wirksame politische Strategie, um die Armutsspirale zu durchbrechen, finanzielle Lasten gerecht zu verteilen und soziale Sicherheit zu garantieren. Deshalb machen wir uns auf Bundesebene unter anderem stark für ein solidarisches Steuer-, Renten-, Pflege- und Krankenversicherungssystem, eine Neuordnung der Arbeitslosenversicherung, eine realitätsnahe, auskömmliche Mindestsicherung und eine eigenständige Kindergrundsicherung.

So kämpfen wir für soziale Gerechtigkeit

Mit unserer sozialpolitischen Lobbyarbeit setzen wir in Politik und Öffentlichkeit ein starkes Zeichen gegen soziale Spaltung und Ausgrenzung – und sorgen für den Erhalt und Ausbau unserer sozialstaatlichen Sicherungssysteme und Sozialgesetze.

Alle Stationen unseres erfolgreichen Wirkens finden Sie hier.

So sorgen wir für Ihre soziale Sicherheit

Mit unserer sozialrechtlichen Beratung und Vertretung helfen wir unseren Mitgliedern dabei, ihre Ansprüche rund um alle Sozialleistungen durchzusetzen – und kämpfen aktiv für die Verbesserung ihrer realen Lebensbedingungen. 

Alle Infos zu unserem Leistungspaket vor Ort finden Sie hier.

So helfen auch Sie helfen

„Als gemeinnütziger, parteipolitisch und konfessionell neutraler Verband finanzieren wir unseren sozialen Auftrag unabhängig von Interessen Dritter und ohne staatliche Zuschüsse. Deshalb ist jede Unterstützung unschätzbar wertvoll für unsere Arbeit – sowohl für unser Engagement in der Sozialpolitik als auch für unsere individuellen Hilfen im Sozialrecht.“ 

Mit Ihrer Mitgliedschaft treten Sie aktiv ein für soziale Gerechtigkeit und leisten einen wichtigen Beitrag für mehr soziale Sicherheit – für Teilhabe und Chancengleichheit! Zusätzlich profitieren Sie als Mitglied unserer starken Solidargemeinschaft von zahlreichen Vorzügen und Vergünstigungen bei unseren bundesweiten Partnern. Sehen Sie selbst: Zu den Vorteilen für Mitglieder

Allein in Hamburg vertrauen bereits rund 25.000 Mitglieder unserer Arbeit, bundesweit über 600.000 – Tendenz steigend.

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Die Sozialdaten und statistischen Angaben entsprechen der aktuellen Datenlage zum Zeitpunkt der Drucklegung unserer Leitlinien im November 2020

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