Eins ist definitiv klar: Am 15. Juli schließt das Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg. Nach langer Ungewissheit hat die Stadt verlauten lassen, das Grundstück zu kaufen, den Weiterbetrieb will sie einem Medizinversorger überlassen. Klaus Wicher hätte es lieber gesehen, dass Hamburg selbst Verantwortung übernimmt und den Betrieb in Eigenregie aufrechterhält: „Das wäre machbar – wenn die Klinik an das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) angegliedert wäre, gäbe es Synergien und Sparpotenzial“.
Die rund 60.000 Wilhelmsburger:innen bräuchten ein Krankenhaus vor Ort: „Groß Sand war wichtiger medizinischer Erstversorger und hat sich mit seiner Krankenpflegeschule und seinen geriatrischen Angeboten einen Namen gemacht. Das Krankenhaus hätte genügend Potenzial, angepasst an die neuen Voraussetzungen aus der Krankenhausreform, sich zu spezialisieren und den Standort grundsätzlich zu erhalten“, ist sich Wicher sicher.
Der SoVD-Landesvorsitzende kann sich nicht vorstellen, wie die Krankenhäuser nördlich und südlich der Elbinsel diesen Bedarf auffangen sollen: „Ich denke da zuerst an das Marienkrankenhaus und im Süden in Harburg an die dortige Asklepios Klinik und die Mariahilf Klinik. Diese drei Häuser versorgen schon jetzt viele Menschen in Hamburg Mitte und in Harburg, dort zusätzlich auch noch rund 20 Prozent der Menschen aus dem Umland. Die Kapazitäten sind also schon sehr stark ausgelastet. Umso wichtiger ist es, dass das Groß-Sand medizinischer Erstversorger für Wilhelmsburg bleibt“.
Für die Zukunft sieht Wicher wieder die Stadt in der Pflicht: „Ich warne davor, die gleichen Fehler wie beim Verkauf der städtischen Pflegeheime Anfang der 2000er, zumachen. Dafür hat Hamburg beim Rückkauf teuer bezahlt. Auch die Krankenhauslandschaft liegt schon seit vielen Jahren in den Händen von privaten, renditeorientierten Unternehmen. Eine gute medizinische Basisversorgung kann aber gar nicht immer gewinnorientiert sein. Ich plädiere dafür, dass Hamburg den Betrieb von Groß-Sand selbst übernimmt und dem städtischen UKE angliedert.“
Die Klinik am Rande von Wilhelmsburg hatte bis jetzt alle Aufgaben eines Erst- und Regelversorgers inne. Zudem setzt sie für älteren Menschen das Projekt „StatAMed“ um, eine neue Versorgungsform, die ambulante und stationäre Versorgung miteinander verbindet.