[Mehr zur SoVD-Kampagne „Soziale Kälte“ in Hamburg]
In vier Hamburger Stadtteilen waren der 1. Landesvorsitzende Klaus Wicher und sein SoVD-Team unterwegs, um mit Anwohnerinnen und Anwohnern, lokalen Initiativen und Politikern über Armut, Arbeitslosigkeit und gesellschaftliche Ausgrenzung zu diskutieren.
Los ging es am Morgen in Steilshoop. Direkt vor dem Alraune Café hinter dem Steilshooper Einkaufzentrum, hatte der Hamburger SoVD seinen Stand aufgebaut und lud Vorbeigehende zum Gespräch bei Kaffee und belegten Brötchen. Als erste Gäste des Tages hatte sich Klaus Wicher die Geschäftsführerin des Beschäftigungsträgers Alraune Petra Lafferentz und die SoVD-Bundesgeschäftsführerin Stephanie Rinke eingeladen. Auch die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Christel Nicolaysen war dabei, musste aber wegen eines eingegipsten Beins die Diskussion im Sitzen verfolgen.
Schon in der ersten Gesprächsrunde kristallisierten sich die zentralen Themen der SoVD-Kampagne für Hamburg heraus: Armut im Alter, Langzeitarbeitslosigkeit und der soziale Wohnungsbau standen im Fokus. Vor allem über das neue Teilhabechancengesetz, ein neues Instrument, das Langzeitarbeitslosen neue Perspektiven eröffnen soll, wurde am SoVD-Stand in Steilshoop gesprochen. Dabei kritisierte vor allem Petra Lafferentz die Zurückhaltung der Stadt, die Beschäftigungsträger in diese Maßnahmen einzubeziehen: „Wir arbeiten seit vielen Jahren mit Menschen, die Probleme haben auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Wir haben das Knowhow und die Erfahrungen.“
Am zweiten Haltepunkt des SoVD-Aktionstages traf Klaus Wicher am EKT Farmsen auf die Bürgerschaftsabgeordneten Regina Jäck (SPD) und Gudrun Ensslen (DIE LINKE.). Wieder war das Teilhabechancengesetz Thema, diesmal mit dem Fokus auf Menschen mit Behinderung, denen die Förderung ebenso neue Chancen auf einen Job eröffnen könnte. Beide Politikerinnen waren sich mit Wicher darin einig, dass der erste Arbeitsmarkt für die meisten von ihnen unerreichbar bleibt. Sie sprachen sich aus für die Einrichtung eines sozialen Arbeitsmarkts, in dem die Wirtschaftlichkeit nicht an erster Stelle stehen darf.
Vor dem Dulsberger Marktmeisterhaus erwartete Wicher den Bürgerschaftsabgeordneten Deniz Celik (DIE LINKE.) und Kersten Tormin, der den Beschäftigungsträger Mook Wat leitet. Dieser konnte seiner Kollegin Petra Lafferentz nur beipflichten, als es darum ging, wie zurückhaltend die Stadt bei der Einrichtung eines sozialen Arbeitsmarkts ist. Immerhin habe er jetzt, nach mehr als einem halben Jahr, die Zusage für die Finanzierung einiger Projekte erhalten: „Da hätten wir uns früher und mehr Unterstützung gewünscht.“ Mit Deniz Celik sprach Klaus Wicher außerdem über den sozialen Wohnungsbau, bei dem Hamburg stark hinterherhinke und gerade die Situation von armen Menschen belastet: „Hohe Mieten können Alleinerziehende oder Seniorinnen und Senioren die von Grundsicherung leben müssen, nicht bezahlen.“ Celik sprach sich für eine bessere Entwicklung der Quartiere aus und betonte, wie wichtig die Nachbarschaft gerade für Menschen mit wenig Einkommen sei.
Als letzte Station stand die Hamburger Innenstadt auf der Kampagnenagenda. An der Reesendammbrücke am Jungfernstieg begrüßte Klaus Wicher die Bürgerschaftsabgeordneten Cansu Özdemir (DIE LINKE.) und Markus Weinberg (CDU) sowie Sieglinde Frieß, stv. Landesbezirksleiterin ver.di Hamburg. Gemeinsam mit Klaus Wicher sprachen sie über das Problem der Erwerbsarmut , von der vor allem Frauen betroffen sind. Dabei wurde klar: vor allem prekäre Beschäftigung führt immer wieder zu Arbeitslosigkeit und Armut im Alter.
Auch die Kinderarmut war ein Thema in der Runde. Markus Weinberg stellte fest: „Das Beste ist, wenn Eltern erwerbstätig sind.“ Entlastung für sie bringe das Familienstärkungsgesetz, allerdings: „Hamburg hat den schlechtesten Betreuungsschlüssel.“, kritisierte er. Auch bei der Frage nach dem Wohnungsbau forderten alle Diskutanten die Stadt auf, Nägel mit Köpfen zu machen. Die Zeit drängt, so Wicher: „Bis 2023 werden rund 18.000 Wohnungen aus der Mietpreisbindung fallen. Wenn der Senat nicht massiv beim Bauen nachlegt, wird es sehr schwer für Menschen am Rande der Gesellschaft, in Hamburg eine bezahlbare Bleibe zu finden.“
Um vor allem arme Seniorinnen und Senioren besser zu unterstützen, wünscht er sich Zentren in den Stadtteilen, in denen alle Hilfsangebote gebündelt und leicht zugänglich sind. Hierzu hat der SoVD erst kürzlich ein eigenes Konzept »QuartierAngebote« für eine integrierte Altenhilfe vorgelegt. Zudem fordert der SoVD Hamburg für bedürftige Seniorinnen und Senioren kostenlosen Zugang zur sozialen Infrastruktur – und dazu zählt auch das HVV-Ticket.
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