„Die Corona-Pandemie hat viele Löcher im Sozialstaat aufgedeckt. Eines hat sie aber ganz besonders deutlich gezeigt: Die Belange von Kindern und Jugendlichen werden in diesem Land viel zu oft übersehen und überhört“, kritisiert der 1. Bundesvorsitzende der SoVD-Jugend, Sebastian Freese.
Nach aktuellen Erkenntnissen leidet fast jedes dritte Kind ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie unter psychischen Auffälligkeiten. Die Verdachtsfälle auf Kindesmisshandlungen sind im ersten Halbjahr 2020 um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Und als wäre das nicht schlimm genug, geht der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter, Lorenz Bahr, von einer Verdoppelung der Zahl der Schulabbrecher*innen aus. Bahr rechnet mit 210 000 Schulabbrecher*innen in 2020 und ebenso vielen in 2021.
„Vor diesen dramatischen Zahlen kann auch die Politik die Augen nicht mehr verschließen. Hier entsteht ein Schaden, der viele Kinder und Jugendliche unter Umständen ihr Leben lang begleiten wird. Umso wichtiger ist es, schnell und unbürokratisch konkrete Hilfen Bereit zu stellen“, so Freese.
Im Sommer endet für Millionen Schüler*innen die Schulzeit. Viele von ihnen wissen nicht, wie es für sie weiter geht. Schließlich macht sich die wirtschaftliche Krise auch auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar. So wurden 2020 9,4 Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen, als im Vorjahr. „Für Millionen Schülerinnen und Schüler steht nicht weniger als die berufliche Zukunft auf dem Spiel. Viele fühlen sich vergessen. Sie brauchen Perspektiven und wollen wissen, wie es für sie weiter geht“, erklärt Freese.
Mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst formuliert Freese noch eine konkrete Forderung an die Politik. „Die vergangenen Monate haben uns auf sehr schmerzliche Weise gezeigt, wie wichtig es ist, dass junge Menschen eine stärkere Stimme in der Politik brauchen. Deshalb fordern wir, dass Jugendliche bereits mit 16 Jahren ihr Kreuz bei der Bundestagswahl setzen dürfen.“
V. i. S. d. P.: Christian Draheim