In Hamburg hat sich eine knappe Mehrheit für mehr Tempo bei der Umsetzung seiner Klimaschutzziele ausgesprochen. Klaus Wicher sieht der Zukunft mit gemischten Gefühlen entgegen: „Es muss einiges dafür an Maßnahmen passieren. Das wird für wohlhabende Bürger:innen kein Problem sein. Aber wir dürfen Menschen am unteren Ende der sozialen Skala nicht übermäßig belasten, sondern sollten sie hier unterstützen. Wir müssen aufpassen, dass sich die Stadt nicht weiter spaltet!“
Wicher befürchtet an vielen Stellen große Auswirkungen für die Menschen, die in Hamburg am wenigsten haben: „Die Preise für Strom und Gas sind schon jetzt auf einem hohen Niveau – und das wird sich nicht so schnell ändern. Mehr dafür auszugeben mag jemandem, der ein gutes Einkommen hat, nicht wirklich tangieren, wer allerdings gerade so über die Runden kommt, aber keine staatlichen Leistungen in Anspruch nimmt, muss genau kalkulieren. Höhere Ausgaben bedeuten für sie immer auch Abstriche an anderer Stellen. Das ist empfinden die Betroffenen als nicht gerecht und ihnen nicht vermittelbar. Ohne finanzielle Zugeständnisse seitens der Stadt befürchte ich auf lange Sicht eine Abkehr von immer mehr Menschen von den demokratischen Parteien.“
Viele Gruppen der Hamburger Stadtgesellschaft könnten betroffenen sein und bräuchten stattdessen Unterstützung bei der Umsetzung von mehr Klimaschutz: „Ich denke da an die vielen Alleinerziehenden oder auch an die Familien mit mehreren Kindern. Ihnen würde ein neues Familiengeld sichtlich helfen. Auch die Zahl der Senior:innen, die immer weniger von ihrer kleinen Rente haben, nimmt zu. Vor allem fehlt es nach wie vor an bezahlbarem Wohnraum, Hamburg muss zumindest 5000 Wohnungen pro Jahr neu bauen.
Vor allem bei den Jüngsten dürfe Hamburg nicht zugunsten einer Umverteilung von Geldern für mehr Klimaschutz sparen: „In sehr vielen sozialen Projekten der offenen Kinder- und Jugendarbeit steht die Finanzierung ohnehin schon auf unsicheren Beinen, hier darf auf keinen Fall eingespart werden. Die Stadt hat eine ganz besondere Verantwortung für die jungen Menschen, sie sind unsere Zukunft, je besser ihre Startbedingungen sind, desto besser später für unsere Gesellschaft. Das muss für alle gelten, unabhängig davon, ob arm oder reich!“
