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Wohnungsgipfel 2023: Alles in Butter auf dem Hamburger Wohnungsmarkt?

8,71 Euro Nettokaltmiete im Schnitt für eine Hamburger Wohnung? Wer’s nicht besser weiß, könnte sich über dieses Ergebnis einer neuen Studie zum Hamburger Mietmarkt freuen. So, wie offensichtlich Senatorin Karen Pein. Wohnungssuchende dürften sich wohl kaum anschließen. Auf dem heutigen Wohnungsgipfel muss es genau um diese Menschen gehen.

8,71 Euro Nettokaltmiete im Schnitt für eine Hamburger Wohnung – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Center for Real Estate Studies (CRES) zum Hamburger Mietwohnungsmarkt. Man könnte also meinen, in Hamburg sei wohnungstechnisch alles in Butter. Aber diese Studie zeigt nicht die Realität auf dem Hamburger Mietwohnungsmarkt für alle Hamburger:innen. Darüber wird es heute auch beim Wohngipfel des Bündnisses für das Wohnen in Hamburg gehen.

Die Realität von Studierenden, Flüchtlingen, von Menschen mit geringen Einkommen, die dringend eine Wohnung suchen, oder von älteren Menschen mit kleiner Rente, die gern umziehen würden, weil inzwischen Wohnung oder Haus zu groß geworden ist, sieht anders aus. „Erzählen Sie das Ergebnis der Studie mal einer vierköpfigen Familie, die seit Monaten eine größere Wohnung in Hamburg sucht“, sagt Klaus Wicher. „Ich kenne auch keinen älteren Menschen mit geringer Rente, der für diese Familie Platz machen könnte, weil er eine 50 Quadratmeter-Wohnung in Hamburg für rund 435 Euro Nettokaltmiete gefunden hat und deshalb seine große Wohnung im Wohnungstausch zur Verfügung stellen kann.“ Das Ergebnis der Studie zeigt höchstens, warum Wohnungstausch nicht funktioniert. Denn wer nicht umziehen muss, tut es besser nicht. Neuvertragsmieten liegen nämlich im Schnitt bei 14,75 Euro pro Quadratmeter. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Gymnasiums Ohmoor, die Portalangebote ausgewertet hat, die den meisten Menschen als Basis für die Wohnungssuche dienen. „Bitter ist vor dem Hintergrund, dass von einer so genannten „Resterampe“ gesprochen wird, wenn es um Wohnungsangebote über Portale geht“, findet Wicher. „Das gleicht doch einer Bankrotterklärung.“

Die CRES-Studie kann nicht darüber hinwegtäuschen: Wer eine Wohnung in Hamburg sucht und keine guten Beziehungen oder einfach viel Glück hat, der muss tief in die Tasche greifen – wenn er denn kann. Hinzu kommen für Mieter:innen explodierende Nebenkosten.

In Hamburg haben nach Auskunft der Behörde rund 37.500 Hamburger Haushalte Anspruch auf Wohngeld gemäß Wohngeld-Plus-Gesetz, davon 25.000 Haushalte, denen erstmals Wohngeld zusteht. „Warum wohl?“, fragt Wicher. „Tatsache ist doch, dass es faktisch kaum noch Leerstand in Hamburg gibt und bezahlbarer Wohnraum fehlt.“ Auch für die derzeit rund 45.000 Geflüchteten in öffentlicher Unterbringung, von denen zumindest ein großer Teil ebenso absehbar eigenen Wohnraum benötigt. Wicher: „Für diese Probleme der Menschen brauchen wir Lösungen. Die Studie geht darauf nicht ein und ist insofern wenig hilfreich. Für Freude auf Seiten der Politik über die fragwürdigen Ergebnisse sehe ich keinen Anlass.“ Er fordert Senatorin Karin Pein auf: „Schauen Sie genau hin beim anstehenden Wohngipfel Ihrer Behörde, denn nur mit der richtigen Datengrundlage haben Sie einen klaren Blick auf die wirklichen Sorgen der Menschen bezüglich des Wohnungsmarktes.“    

Kontakt
Nicola Timpe
Pressesprecherin
Telefon 040 611 607 42
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