Zum 1. November startet in Hamburg das Winternotprogramm für Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben. Und wie jedes Jahr kritisiert Klaus Wicher, dass die Unterkünfte tagsüber schließen: „Den ganzen Tag in der Winterkälte auszuharren, zehrt an der Gesundheit. Die Zahl der Übernachtungsplätze reicht in strengen Wintern auch nicht aus. Es fehlt an Housing-First Angeboten, vor allem junge Menschen brauchen mehr Hilfe.“
Die Zahl der Übernachtungsplätze bleibe seit Jahren so gut wie gleich, so Wicher: „Nachts stehen für Obdachlose etwas mehr als 1000 Betten zur Verfügung. Das ist schon eine ganze Menge, wird dem Bedarf allerdings keineswegs gerecht. Kenner der Szene vermuten, dass in Hamburg mindestens 5000 Menschen auf der Straße leben. Es gibt also immer noch zu wenig Übernachtungsplätze im Winternotprogramm.“
Obdachlose Menschen seien eine sehr heterogene Gruppe mit den unterschiedlichsten Problematiken und dementsprechenden Betreuungs- und Beratungsbedarfen: „Suchterkrankungen, persönliche Lebenskrisen, Gewalt in der Familie oder Beziehung oder auch der Jobverlust – all das kann Ursache für Obdachlosigkeit sein. Unterschiedliche Gruppen brauchen aber unterschiedliche Angebote. Bisher wendet sich das Winternotprogramm vor allem an Männer, die in den großen Unterkünften gut zurechtkommen. Für Frauen, psychisch Kranke oder auch transsexuelle Menschen ist das Angebot an sicheren Übernachtungsmöglichkeiten aber immer noch zu klein.“
Wicher setzt große Hoffnung auf neue Angebote: „Mehr Housing First könnte mehr Betroffenen Struktur und Perspektive geben. Gerade jüngere Menschen, die schon in der Kinder- und Jugendhilfe untergebracht waren, laufen verstärkt Gefahr, als junge Erwachsene auf der Straße zu landen. Dies könnte Housing First verhindern.“
Wicher sorgt sich auch um die obdachlosen EU-Bürger:innen, die keinen Anspruch auf das Winternotprogramm haben. Nur die Wärmestuben sind für sie zugänglich: „Diese Menschen verelenden zusehends auf der Straße. Viele sind gesundheitlich schlecht aufgestellt, müssen aber trotzdem nachts im Freien campieren, obwohl Platz in den Unterkünften wäre. Hier sollte sich Hamburg besser aufstellen!“