„Der Weltfrauentag ist eine gute Gelegenheit darüber zu sprechen, wo Frauen in unserer Gesellschaft stehen – und da muss ich sagen, es sieht auch nach 100 Jahren noch lange nicht gut für uns aus“, sagt Susanne Langhagel, Landesfrauensprecherin Sozialverband Deutschland (SoVD) in Hamburg. Für sie ist die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in Deutschland nach wie vor nicht umgesetzt.
Aus Langhagels Sicht mangelt es auf allen Ebenen: „Es geht schon mal damit los, dass 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts der Deutsche Bundestags so männlich ist wie vor 20 Jahren. Nur ein Drittel der Abgeordneten ist weiblich!“ Im Arbeitsleben sind die Folgen der mangelnden Gleichberechtigung für die Frauen noch viel drastischer: „Klassische Frauenberufe sind oft immer noch im Minijob-Bereich angesiedelt, hier wird meistens nur der Mindestlohn gezahlt. Das hat im Alter existenzielle Folgen für Frauen, denn sie bekommen dann sehr viel weniger Rente als Männer.“, so die Hamburger Frauensprecherin. Die unterschiedliche Bewertung von Frauen- und Männerarbeit bedeute weiter, dass sich Frauen weniger auf ihre Kenntnisse und Fähigkeiten verlassen und sich viel stärker infrage stellen. „Deshalb ist es auch immer noch so, dass vor allem Männer in Führungspositionen sind. Frauen, die Karriere machen wollen, müssen eine Menge dafür tun – deutlich mehr als ihre männlichen Kollegen.“
Dass sich Frauen im Berufsleben vor allem in den unteren Ebenen finden, habe auch etwas mit der Kultur in Unternehmen zu tun, berichtet Langhagel: „In vielen Familien ist es immer noch ganz selbstverständlich, dass Frauen für die Betreuung von Kindern und Angehörigen zuständig sind. Sie brauchen deshalb für gewisse Zeiträume Entlastung und flexible Arbeitszeitmodelle. Hier könnten die Unternehmen deutlich mehr auf ihre weiblichen Mitarbeiterinnen zugehen. Ich habe den Eindruck, das ist vielen Firmenchefs immer noch zu aufwendig und umständlich.“
Als sehr kontraproduktiv für die Umsetzung der Gleichstellung sieht Langhagel die steigende Akzeptanz nationalistischen Gedankenguts in Teilen der Bevölkerung: „Die rechten Parteien propagieren ein durch und durch reaktionäres Gesellschaftsbild. Sie sehen Frauen wieder als Hausfrau und Mutter am Herd. Das sind Vorstellungen, die in einer modernen, aufgeklärten und gleichberechtigten Gesellschaft keinen Platz haben!“
Veranstaltungshinweis
Der SoVD Hamburg lädt herzlich ein zum Festakt mit Podiumsdiskussion „100 Jahre Frauen im SoVD – 100 Jahre Frauenwahlrecht“ am 21. Mai 2019 u.a. mit der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank. [Zur Veranstaltung]