Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender Sozialverband Deutschland (SoVD) in Hamburg, macht sich große Sorgen, dass es in diesem Winter noch deutlich mehr Kältetote geben könnte: „Trotz des Winternotprogramms der Stadt übernachten hunderte von Menschen unter freiem Himmel. Besonders schwer haben es die EU-Bürger aus Osteuropa, die in ihrer Heimat eigentlich noch einen Wohnsitz haben. Obwohl sie hier bei uns nicht ins Winternotprogramm kommen, bleiben viele. Wenn sie Glück haben, dürfen sie die Nacht in einer Wärmestube auf dem nackten Boden verbringen. Das schreckt ab, viele von ihnen campieren deshalb lieber im Freien. Jeder, der jetzt in unserer Stadt Platte macht, riskiert bei diesen Temperaturen sein Leben!“
Wenn es nicht noch mehr Tote auf der Straße geben soll, muss die Hamburger Politik handeln und diesen Menschen unbürokratisch helfen, meint Wicher. Eine gute Hilfsmöglichkeit ist für ihn der Kältebus, der bereits in Berlin eingesetzt wird: „Ein Kältebus könnte weitere Tote verhindern!“
Seit Anfang November macht sich dieser dort jede Nacht auf den Weg durch die Straßen der Stadt und sucht nach hilflosen Wohnungslosen, die nicht mehr aus eigener Kraft eine Kälte-Notübernachtung aufsuchen können. Das Kältebusteam sucht die Wohnungslosen regelmäßig auf der Straße auf und fährt sie auf Wunsch zu einem sicheren Übernachtungsplatz.
Zwar gibt es in Hamburg bereits den Mitternachtsbus des Diakonischen Werks, der seit über 20 Jahren in der Stadt unterwegs ist – auch hier versorgen Mitarbeiter die Obdachlosen mit warmen Getränken, Schlafsäcken und Decken – allerdings nur direkt in der Hamburger Innenstadt.
„Obdachlose gibt es aber überall in Hamburg“, weiß Wicher. Er erinnert noch einmal an die erste Kältetote dieses Jahres, die Hinz&Kunzt-Verkäuferin Joanna, die auf einer Parkbank in Niendorf an Unterkühlung starb. Sie war genauso wie Birgit, die am 17. November am Michel verstarb, seit mehreren Jahren obdachlos.
Auch deshalb fordert der Hamburger SoVD-Chef erneut, dass alle Obdachlosen Zugang zu den Schlafstätten im Winternotprogramm erhalten und dort auch tagsüber vor der Kälte Schutz finden. Bislang müssen die Obdachlosen die Unterkünfte tagsüber verlassen, und sind den ganzen Tag der Winterkälte schutzlos ausgesetzt.