In rund 9.600 Hamburger Haushalten wurde im vergangenen Jahr der Strom abgestellt, weil die Betroffenen ihre Rechnungen nicht bezahlen konnten. „Zwar ist das eine leichte Verbesserung zu 2016, als 10.950-mal der Strom abgestellt wurde, aber die Zahlen sagen auch eindeutig: In unserer Stadt gibt es zu viele Menschen, die so wenig zum Leben haben, dass sie sich etwas Existenzielles wie Strom nicht leisten können.“, so der Hamburger SoVD-Chef Klaus Wicher. Betroffen von den Stromsperren seien vor allem Rentnerinnen und Rentner, die von Grundsicherung leben, Alleinerziehende, Familien mit vielen Kindern und Menschen mit geringem Einkommen.
Der SoVD-Landesvorsitzende fordert vom Senat, schnell und unbürokratisch zu helfen: „Im Hartz IV Regelsatz sind 33 Euro für Stromkosten eingeplant. Dieses Geld ist schnell verbraucht, vor allem wenn über Strom geheizt und Wasser erwärmt wird. Menschen mit wenig Einkommen brauchen deshalb einen Sozialtarif, der sicherstellt, dass in keinem Hartz-IV-Haushalt das Licht ausgeht oder die Heizung kalt bleibt.“
Wicher kennt die Folgen, die eine Stromsperre mit sich bringt: „Solche Stromsperrungen haben große Auswirkungen auf das tägliche Leben. Der Kühlschrank läuft nicht mehr, es kann nicht gekocht werden, elektrische Geräte und die Heizung funktionieren nicht. Jeder Mensch in unserer Stadt, auch wenn er von Hartz IV oder Grundsicherung leben muss, hat ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben. Damit ist es nicht weit her, wenn man noch nicht mal mehr das Licht einschalten kann.“
Auch fehle es an richtigen Hilfsangeboten: „Bei einer drohenden Stromsperre muss es von der Stadt Ansprechpartner geben, die sofort und unbürokratisch helfen. Eine Clearingstelle könnte dafür sorgen, dass der Strom weiterbezahlt wird und den Menschen Hilfestellungen geben, um aus ihrer Misere zu kommen.“ Ein großes Problem sei, so Wicher weiter, dass viele gar nicht wüssten, welche Hilfen ihnen als ALG-II-Bezieher zuständen: „Da sollte man in den Jobcentern besser beraten. Außerdem sollten Stromversorger, Jobcenter und Sozialbehörde besser miteinander kooperieren.“