Menschlich, sozial, engagiert – nach dieser Maxime vergibt die Reichsbund Stiftung des Sozialverbands Deutschland (SoVD) jedes Jahr rund 70.000 Euro an Einrichtungen, die in besonderen Projekten Bedürftige betreuen. Im Fokus stehen Jüngere genauso wie Ältere, außerdem unterstützt die Stiftung Projekte für Kranke und Menschen mit Behinderung.
Am 1. März konnte nun Nikolas Borchert, Leiter der Einrichtung „StützPunkt für Obdachlose“, einen Spendenscheck über 10.000 Euro aus den Händen von Peter Winter, Geschäftsführer der Reichsbund Stiftung, entgegennehmen. „Was hier geleistet wird, ist vorbildlich und absolut einmalig in Deutschland“, lobt dieser die Arbeit, die hier vor Ort geleistet wird. Auch Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender des SoVD Hamburg und Initiator der Bewerbung um die Spende, machte sich ein Bild vor Ort. „Ich bin sehr froh, dass dieses Projekt gefördert wird. Denn hier wird genau das umgesetzt, wofür der SoVD steht.“
Der „StützPunkt“ wird seit 2003 vom Caritasverband für Hamburg e.V. betrieben. In den Räumen eines ehemaligen finnischen Reisebüros, in den City-Hochhäusern am Klosterwall in der Hamburger Innenstadt, finden Obdachlose eine Anlaufstelle. Im „StützPunkt“ können sie tagsüber ihre Habe sicher in 24 Schließfächern deponieren, können sich waschen und bekommen nicht nur eine Tasse Kaffee oder Tee, sondern immer auch ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Probleme. Außerdem werden sie beispielsweise unterstützt bei Behördengängen oder bei Vorstellungsgesprächen in Einrichtungen.
„Wir haben ein niedrigschwelliges Angebot für unsere Besucher, keiner wird hier bei uns zu etwas verpflichtet oder genötigt was er nicht will“, erklärt StützPunkt-Leiter Nikolas Borchert. Keine Drogen, keine Waffen und kein Alkohol – das sind die einzigen Bedingungen, die für die Besucher gelten. Die Einrichtung ist gut besucht: „Unsere Schließfächer sind eigentlich immer belegt“, sagt Borchert. Die meisten Menschen, die das kostenlose Angebot nutzen, sind Männer zwischen 45 und 65 Jahren. Sie leben auf der Straße, nachts schlafen sie in den Eingängen der großen Kaufhäuser und Geschäfte in der Hamburger Innenstadt. Als Einrichtung des Caritasverbands ist der „StützPunkt“ in einem umfassenden Hilfeverbund integriert. Hierzu gehört die Krankenstube für Obdachlose, die Mobile Hilfe durch Kranken- und Zahnmobil und Besuche der Straßensozialarbeiter des Diakonischen Werks.
Normalerweise unterstützt die Reichsbund Stiftung förderungswürdige Projekte im sozialen Bereich mit Spenden bis zu 5000 Euro. Im Fall des „StützPunktes“ stockte die fünfköpfige Jury, die zweimal im Jahr über die Vergabe entscheidet, den Betrag auf: „Hier müssen jedes Jahr 80.000 Euro zusammenkommen, um die Einrichtung zu erhalten. Wir haben entschieden, dass diese in Deutschland einmalige Einrichtung mehr Förderung braucht“, berichtet Geschäftsführer Peter Winter.
Die Projekte, die in der Vergangenheit gefördert wurden sind vielfältig: In Hamburg wurden beispielsweise im vergangenen Jahr die Elbkinder Vereinigung Hamburger Tagestätten bei ihrem Projekt „Kandinsky-Kids – Reise an die See“ unterstützt. Die Betreuerinnen der Kita Mümmelmannsberg bezahlten von der Spende der Reichsbund Stiftung einen Teil ihrer Reise mit Integrationskindern an den Schweriner See.
Ebenfalls gefördert wurde das Hamburger Projekt „Kemenate“ des SoVD Hamburg. Über das Projekt finanziert er Wohnungen für zwei wohnungslose Frauen, die so die Chance bekommen, innerhalb von neun Monaten durch eine geschaffene Struktur ihr Leben neu einzurichten. Zusätzlich bekommen sie in dieser Zeit Hilfe bei Gewalterfahrungen, gesundheitlichen und psychischen Problemen, Schulden, Arbeitslosigkeit oder Diskriminierung.
Insgesamt fördert die Reichsbund Stiftung seit zehn Jahren eine Vielzahl an Projekten. Dazu gehören Beratungs- und Therapieangebote für Kinder, Jugendliche und Familien, Maßnahmen für qualitätsvolle Kinderbetreuung, Hilfen zur Krisenbewältigung im Alltag, Unterstützung kinderreicher Familien, Gleichstellungsprojekte, Maßnahmen der Suchtprophylaxe, Bildungs- und Freizeitangebote für benachteiligte Personen oder auch für die Unterstützung bedürftiger Kriegsopfer.