„Nichts ist so sicher wie das niedrige Rentenniveau. Aber damit müssen wir rechnen“, sagte Klaus Wicher als Gastredner auf der Seniorendelegiertenversammlung Eimsbüttel Mitte September. Der 1. Landesvorsitzende des SoVD Hamburg beantwortet damit die Leitfrage der Veranstaltung: „Haben wir das verdient?“ Zuvor hatte Reiner Heyse, DGB-Senior und einer der Initiatoren des Seniorenaufstandes, erläutert, wie es um Renten und Lebenshaltungskosten steht: „Hier stimmt was nicht!“ Heyse erklärte die Rentenentwicklung mit ihren „gesetzlich gewollten Kürzungen“ und Folgen: „Die realen Rentensenkungen, die Rentner bereits einen Kaufkraftschwund von 10 Prozent beschert haben, werden bis 2030 um weitere 10 Prozent weitergehen. Er zeigte anhand offizieller Statistiken, dass das Einkommen vieler derzeitiger „ Versorgungsbezieher“ aber auch künftiger Rentner am Rande bzw. unter der Armutsgrenze liegt. „Betroffen werden die jetzt Jungen noch stärker sein als wir heute. Sie werden durch die geforderte private zusätzliche Vorsorge heute zur Kasse gebeten und bereichern die Versicherungskonzerne. Was sie nach jahrzehntelangem Sparen bekommen, steht in den Sternen.“
Wicher verband seine Kritik am Rentensystem mit dem Blick nach vorn: „Wenn wir nicht wollen, dass Hamburg noch mehr zu einer Stadt der armen Rentner wird, müssen wir das Rentensystem reformieren.“ Wicher verwies auf die Armutsgefährdungsquote in Hamburg. Sie liegt bei den über 65-Jährigen bei 14,7 Prozent – und hat sich seit 2005 etwa um 50 Prozent erhöht. Wirtschaftswachstum und hohe Beschäftigung könnten jetzt eine Rentenreform vorantreiben. Das Niveau der Nettorenten sinkt bis 2030 auf 43 Prozent. Das ist für Millionen der Weg in Altersarmut. Deswegen müsse das Rentenniveau nicht gesenkt, sondern angehoben werden. Die umlagefinanzierte Rente sei zu stärken und die Rentenentwicklung wieder an den Bruttolohn zu koppeln. Private und betriebliche Zusatzversicherungen seien keine grundsätzliche Lösung.
Wicher und Heyse erinnerten dabei selbstkritisch daran, dass nicht nur die große Koalition die Weichen in der Rentenpolitik falsch gestellt habe, sondern davor auch Schwarz-Gelb und Rot-Grün.
Mit den Lösungen konnten die Zuhörer „gut leben“. Auch sie waren dafür, umzusteuern und die gesetzliche Altersversorgung zu stärken. Eine Lösung könne sein, eine umlagefinanzierte gesetzliche Rente einzusetzen, in die alle Erwerbstätigen einzahlen (auch Freiberufler, Selbständige, Beamte, Politiker.) So könne nach Art. 20 und Art. 28 Grundgesetz das Sozialstaatsprinzip gewährleistet werden. Auch ein anderes Thema beschäftigte die Delegierten: die „bewusst falsche Information der Öffentlichkeit durch die großen Medien“, so das Publikum. Einzelfälle würden immer wieder herangezogen, um zu beweisen, dass es „den Alten zu gut gehe“ oder dass sie „auf Kosten der Jüngeren leben“ würden.