„Wenn Hamburgs Klassenzimmer nach den Sommerferien mit Luftfilteranlagen ausgerüstet sind, ist das gut. Doch das allein genügt nicht, um künftig pädagogisch gegen die Pandemie gewappnet zu sein“, sagt Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender Sozialverband Deutschland (SoVD) in Hamburg. Er fordert: „Der Senat muss unter anderem dafür sorgen, dass das durch Corona weiter verfestigte soziale Gefälle in der Bildung ausgeglichen wird. Die Schulpolitik muss die Digitalisierung in den Schulen vorantreiben, mehr Laptops anschaffen, mehr für die digitale Weiterbildung der Lehrer:innen tun.“
Bis zu den Herbstferien sollen die Hamburger Schulen mit Luftfilter-Anlagen ausgestattet sein, um ein Aufflammen der Pandemie nach den Sommerferien zu verhindern und Präsenzunterricht zu ermöglichen. „Warum hat das so lange gedauert?“, fragt Wicher. Und er fragt weiter nach dem Stand der Digitalisierung in den Schulen. Wie steht es um die Ausstattung mit mobilen PCs und Laptops, damit die Kinder auch zuhause weiter lernen können? Wie sieht es mit der digitalen Weiterbildung der Lehrer:innen aus? Verfügen die Schulen über ausreichende Software, Lernplattformen, technische Assistent:innen und schnelle Internetzugänge?
„Wir müssen uns diese Fragen stellen, weil sich in der Corona-Zeit die sozial bedingten Unterschiede in der Bildung von Schüler:innen weiter vergrößert haben. Homeschooling funktioniert in sozial benachteiligten Familien anders als in Familien, in denen die Kinder eigene Zimmer, eigene PCs und schnelle Internetanschlüsse haben.“ So stellt schon die Pisa-Studie 2018 sozial bedingte Unterscheide der Digitalisierung zwischen Schulen in sozial benachteiligten und sozial bessergestellten Gegenden fest.
Wicher: „Eltern darf künftig nicht allein die Verantwortung für das Lernen zuhause aufgebürdet werden. Wir brauchen Konzepte dafür, wie auch bei höheren Inzidenzen Präsenzunterricht an den Schulen möglich ist. Das Schulsystem – von den allgemeinbildenden Schulen bis zu den Berufsschulen – ist aber die Basis für die Bildungsgerechtigkeit. Hier ist der Senat gefragt. Die Impfung von Schüler:innen darf keine Kompensation verspäteter Schutzmaßnahmen sein.“