Als Sozialverband Deutschland (SoVD) sind wir ein Fürsprecher für die Anliegen all derer, die sonst keine Lobby in Verwaltung und Politik haben. Und so haben wir uns schon vor Jahren, als es ein erstes Mal darum ging, das Kundenzentrum Walddörfer in Volksdorf zu schließen, vehement dafür eingesetzt, dass die Hamburger im Norden der Stadt weiter ihren Bürgerservice vor Ort nutzen können. Leider sieht es jetzt so aus, als ob alles Mahnen und Fordern nicht gewirkt hat. Dies bedauern wir sehr, zumal ich gemeinsam mit Herlind Gundelach, in ihrer Funktion als Präses der Hamburger Bürgervereine, noch vor Kurzem im Hamburger Rathaus mit den Fraktionsvorsitzenden Andreas Dressel (SPD) und Anjes Tjarks (Bündnis 90/Die Grünen) über das Thema gesprochen habe. Dabei wurde uns signalisiert, dass noch nichts endgültig entschieden sei und wir auf dem Laufenden gehalten werden.
Nun erreicht mich die Nachricht, dass das Aus des Kundenzentrums beschlossene Sache ist. Dass man es im Rathaus nicht für nötig gehalten hat, uns im Vorfeld zu informieren, enttäuscht mich, auch persönlich. Stattdessen soll es nun ein mobiles Angebot in der örtlichen Bücherhalle geben, und das nur einmal in der Woche. Ansonsten müssen die Menschen für ihre Behördenangelegenheiten nach Poppenbüttel ausweichen. Eine Entscheidung, die sich komplett gegen die Bedürfnisse der Menschen in den Walddörfern richtet. Denn wer nicht mobil und gut zu Fuß ist, dies sind vor allem alte und behinderte Menschen, muss jetzt zusehen, wie er klarkommt. Auch das Argument, dass zu wenig Bürger das Kundenzentrum in Volksdorf nutzen, ist zu kurz gedacht. Laut statistischem Bundesamt wächst unsere Stadt in den kommenden Jahren weiter, gerade auch der Anteil der über 65-Jährigen wird gegenüber heute stark zunehmen. Von fehlender „Kundschaft“ kann also keine Rede sein.
Wenn die Politiker mobile Dienstleistung als bürgernah anpreisen, kann ich, mit Verlaub, nur den Kopf schütteln. Ansprechpartner vor Ort, in der Nähe des eigenen Lebensumfelds – damit könnte die Politik punkten. Solche Angebote fehlen anderen Orts wie in Lurup, Osdorf und bald auch in Wilhelmsburg. Ziel kann es nur sein, ein dichtes Netz von Kundenzentren mit ergänzenden mobilen Leistungen zu haben. Alles andere geht am Bedarf vorbei.
Wenn sich Einrichtungen auch räumlich von Menschen entfernen, wird das Netz der Hilfe immer lockerer. Das Gegenteil ist gefragt: Statt mobiler Angebote ein- oder zweimal wöchentlich müsste es mehr dieser „kleinen Rathäuser“ mit komplettem Angebot vor Ort geben, um den Weg für Ältere, Behinderte und Männer und Frauen mit Kindern kurz zu machen.
Ich appelliere ausdrücklich an die Bezirksverwaltungen: Stärken Sie ihre öffentlichen Dienstleistungen vor Ort, anstatt sie zu begraben!