„Wenn immer mehr Hamburger im Rentenalter einen Job haben, ist das ein Zeichen für Altersarmut. Die Älteren jobben, weil die Rente nicht reicht“, so Klaus Wicher, 1. Vorsitzender des Hamburger Landesverbandes des SoVD. Er nimmt Bezug auf die aktuellen Prognosen der Bundesregierung zur langfristigen Entwicklung der gesetzlichen Rente. „Wenn selbst die Regierung Alarm schlägt, ist 5 vor 12“, sagt Wicher. Die Regierung warnt: Ohne politische Eingriffe sinke das Niveau der gesetzlichen Rente innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte von heute rund 48 Prozent des Durchschnittseinkommens auf nur noch 41,8 Prozent im Jahr 2045.
„Ein freier Fall der Rente beschleunigt den Absturz in Altersarmut, so Wicher. Er nennt Hamburger Zahlen zur Arbeit im Alter. Danach hat sich seit 2006 die Anzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Hamburger über 65 Jahre mehr als verdoppelt (9/2005: 3.477 - 9/2015: 7829). Dabei stieg die Zahl derer, die in dieser Altersgruppe nur geringfügig entlohnt werden, um 35 Prozent an (9/2005: 14.819, 9/2015: 20.024). „Oft wird angemerkt, die Daten ließen keine Erklärung zu, warum Ältere einen Job annehmen. Jeder, der einen Blick auf das sinkende Rentenniveau wirft, weiß: Viele müssen arbeiten, weil sie gering bezahlte Jobs oder keine kontinuierlichen Lohneinnahmen hatten. Sie müssen dazuverdienen, da sie die Versorgungslücke im Alter nicht durch private Vorsorge schließen können. In Hamburg leben, so Wicher, bereits ca. 25.000 Rentner, die Grundsicherung beantragt haben. Hinzu kommen 16.500 Erwerbsminderungsrentner. Somit können über 40.000 Rentnerinnern und Rentner in Hamburg von ihrer Rente nicht leben.
Wicher rechnet angesichts der Rentenentwicklung mit einer weiteren Zunahme erwerbstätiger Rentner. „Die Rentenanpassungen reichen nicht, um die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre zu kompensieren“. Der SoVD Hamburg befürwortet daher eine Reform des Rentensystems: „Das Niveau der Nettorenten sinkt bis 2030 auf 43 Prozent. Das führt viele in Altersarmut. Deswegen ist ein Umkehrschub der Renten notwendig. Sie müssen auf 53 Prozent netto vor Steuern angehoben werden. Kürzungsfaktoren sind zu streichen. Wir müssen zurück zu einer bruttolohnbezogenen Rentenanpassung.“