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Psychotherapie in Hamburg: Angebot muss drin­gend aus­ge­baut werden

Laut einer Studie der AOK leiden 13,5 Prozent der Hamburger:innen an Depressionen. Vor allem Frauen sind betroffen, darunter verstärkt diejenigen zwischen 55 und 59 Jahren: „Hamburg liegt im Bundesvergleich auf Platz vier. Und die Zahl der Menschen in der Stadt, die psychisch überbelastet sind, wird steigen, denn jetzt kommen die Babyboomer langsam ins Rentenalter. Darum ist es immens wichtig, dass es in der Stadt mehr Therapieplätze und psychotherapeutische Angebote gibt“, fordert Klaus Wicher.

Zahlreiche Studien belegen: Frauen sind gerade mit steigenden Alters deutlich stärker von Depressionen betroffen. „Gerade die Frauen der Babyboomer-Generation sind damit aufgewachsen, dass vor allem Leistung zählt. Sie haben Mehrfachbelastung durch Haushalt, Kinderbetreuung und Beruf in Kauf genommen, um gesellschaftlich als vollwertig anerkannt zu sein. Spätestens mit dem beginnenden Renteneintritt fällt viel von dieser Identifikation weg. Hinzukommen, gerade, wenn die Rente klein ist, psychosoziale Stressfaktoren, wie finanzielle Sorgen, Erkrankungen, Verwitwung oder die verantwortungsvolle Pflege des Partners“, beschreibt Klaus Wicher die Problemlage speziell für die ältere weibliche Generation. „Insgesamt fühlen sich gerade Frauen ab 60 zurückgesetzt und empfinden wenig sozialen Rückhalt“, berichtet der SoVD Landeschef weiter: „Wieder einmal sind Frauen hier die Verlierer:innen.“ 

Mit Blick auf Hamburg kritisiert er die mangelnden Hilfsangebote für die Betroffenen: „Schon vor Ende der Pandemie war klar und absolut absehbar, dass es einen verstärkten Bedarf an psychologischer Unterstützung für die Menschen in Hamburg geben wird. Leider ist der Senat dahingehend nicht aktiv geworden. Zwar gibt es drei Beratungsstellen nur für Frauen, zwei befinden sich in Altona/Eimsbüttel und eine in Sasel. Das ist natürlich überhaupt nicht ausreichend und oft sehr weit entfernt für diejenigen, die Hilfe brauchen. Hier muss es mehr Anlaufstellen geben“, moniert Wicher. Ebenfalls großen Bedarf sieht er bei der Versorgung mit Psychotherapeut:innen: „Menschen mit psychischen Belastungen brauchen ein breites Angebot: Beratung, Hilfestellung, aber vor allem eben auch psychologischen Beistand vor Ort. Wir fordern vom Senat und der kassenärztlichen Vereinigung ein besseres Konzept für die ambulante psychosoziale Versorgung und mehr, speziell auf Frauen abgestimmte Angebote. 

Studien deuten darauf hin, dass Frauen während ihres Lebens häufiger stressige Ereignisse erleben und eine größere Stresssensibilität als Männer aufweisen. Depressionen werden bei Frauen zudem auch durch die Erfahrung von häuslicher Gewalt und sexueller Übergriffe verursacht. Auch gesellschaftliche Normen und Erwartungen zu traditionellen Geschlechterrollen, dürfte das Auftreten von Depression bei Frauen begünstigen. 

Der SoVD Hamburg (Sozialverband Deutschland e.V., Landesverband Hamburg) ist ein gemeinnütziger Verein, in dem über 25.000 Mitglieder organisiert sind. Der SoVD Hamburg ist der größte Sozialverband in der Hansestadt. Seine Mitglieder berät der SoVD sozialrechtlich zu Fragen rund um die Themen Rente, Kranken- und Pflegeversicherung, Schwerbehindertenrecht, Grundsicherung und Arbeitslosenversicherung. In Widerspruchs- und Klageverfahren übernimmt er ihre sozialrechtliche Vertretung.

Presse-Material

Kontakt
Susanne Rahlf
Pressesprecherin
Telefon: 0151 445 456 93
E-Mail: presse@sovd-hh.de

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