Trotz vergleichsweise hoher Ticketpreise und Rekordfahrgastzahlen war der Betrieb von Bahnen, Bussen und Hafenfähren in Hamburg schon vor Ausbruch der Corona Pandemie ein Minusgeschäft. „Wenn man wenig Geld hat, überlegt man sehr genau, wann man mit dem HVV fährt. Umso positiver wird die dreimonatige Preisreduzierung im Rahmen des Entlastungspakets gerade für Menschen wirken, die finanziell schlecht zurechtkommen. Die Stadt und der HVV sollten dringend darüber nachdenken, die Preise auch langfristig niedriger zu halten – für mehr Mobilität, Klimaschutz und für die Menschen, die wenig haben“, fordert Klaus Wicher, Hamburger SoVD-Landesvorsitzender.
Die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs in Hamburg ist vergleichsweise teuer: „Immer zum Jahresbeginn verkündet der HVV eine Erhöhung der Preise in den einzelnen Segmenten. Es ist ganz offensichtlich, dass trotz hoher Fahrpreise der öffentliche Nahverkehr nach wie vor stark defizitär ist“, meint Wicher.
Ihm sei klar, dass öffentliche Verkehrsnetze für die Kommunen ins Geld gehen. Trotzdem fordert Wicher eine bessere Preispolitik: „Eine Reduzierung der Preise würde für die Stadt natürlich mehr Kosten bedeuten. Aber, ich plädiere trotzdem ausdrücklich dafür, denn hier geht es auch um ein politisches Bekenntnis – zu Mobilität, Klimaschutz und vor allem zu denjenigen, die wenig haben und von einem günstigen ÖPNV existenziell abhängig sind“, stellt Wicher fest.
Der Hamburger SoVD-Landesvorsitzender beruft sich auf eine Studie des ADAC aus dem vergangenen Jahr: „Dabei war und ist Hamburg in vielen Preissegmenten ganz vorn dabei“. So kostete beispielsweise 2021 eine Monatskarte für Erwachsene in Hamburg 112,80 Euro, in München zahlt man für das gleiche Ticket gerade mal 57 Euro. Auch die Wochenkarten sind mit knapp 30 Euro am oberen Rand der Ticketpreise.
Umso mehr hofft Wicher durch das Entlastungspaket auf Bewegung seitens des Senats: „Die Stadt muss dringend darüber entscheiden, wie sie zu den herausfordernden Fragen unserer Zeit steht. Klimaschutz muss sich auch auf das öffentliche Nahverkehrsangebot auswirken, ohne günstige Ticketpreise werden viele nicht darauf verzichten, mit dem Auto zu fahren. Außerdem brauchen vor allem bedürftige Menschen bezahlbare Angebote. Unsere Forderung: Kostenfreie Nutzung des ÖPNV für bedürftige Menschen“.
Letztendlich sieht Wicher die dreimonatige Preisabsenkungen aus dem Entlastungspaket als Chance für die Stadt: „Mobilität gehört zu den Grundbedürfnissen, die der Senat bereitstellen muss. Niedrigere Preise im ÖPNV böte der Stadt die Chance, sich ganz eindeutig zu bekennen – zu einer ernstgemeinten Verkehrswende, aktivem Klimaschutz und vor allem für eine sinnvolle Unterstützung von Menschen, die sonst durch ihre finanzielle Lage gesellschaftlich außen vorbleiben müssen“.