„Hier zeigt sich: In einem der reichsten Länder der Erde klafft eine große soziale Schere, die Chancengleichheit für Alle verhindert. Wenn ich bedenke, dass Deutschland mal das Land der Dichter und Denker war, ist das ein ganz peinliches Zeugnis für unsere Bildungspolitik!“, so Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender Sozialverband Deutschland (SoVD) in Hamburg. Dass in Deutschland jeder fünfte 15-Jährige noch nicht mal auf Grundschulniveau lesen kann, zeigt aus seiner Sicht, dass soziale Ungleichheiten nach wie vor nicht wirklich ernst genommen werden. Denn die Studie sagt auch, dass in Deutschland der Schulerfolg immer noch stärker von der sozialen Herkunft abhängt als im Durchschnitt der OECD-Länder. „Es ist beschämend, dass die jungen Menschen in unserem Land allein durch ihre soziale Herkunft so stark benachteiligt werden. Nicht nur, dass sie oft in armutsnahen Verhältnissen aufwachsen müssen. Weil sie nicht ausreichend gefördert werden, haben sie außerdem weniger Chancen darauf, später einen auskömmlichen Beruf zu ergreifen“, kritisiert Wicher.
Er appelliert an die Stadt Hamburg, schnell auf die Ergebnisse der PISA-Studie zu reagieren: „Wir brauchen dringend eine bessere Abstimmung der teils sehr unterschiedlichen Bedarfe in den einzelnen Stadtteilen. Da, wo es nötig ist, müssen bestimmte Schülergruppen besser gefördert und auch die Lehrer an diesen Schulen besser unterstützt werden – durch zusätzliche Angebote, aber auch durch mehr Personal.“
Laut neuster PISA-Studie ist die Leseleistungen der deutschen Schüler auf das Niveau von 2009 zurückgegangen.Dabei sind die Unterschiede zwischen den stärksten und schwächsten Lesern erheblich gewachsen: Die Gruppe der Leseschwachen in den nicht gymnasialen Schulformen ist wieder gestiegen und liegt bei 29,2 Prozent. 21 Prozent der 15-Jährigen können nur einfache Sätze lesen und diesen nur wenige Informationen entnehmen. Die Lesefähigkeit dieser Schüler liegt nahe bei den Kenntnissen der funktionalen Analphabeten, zu denen in Deutschland 6,2 Millionen Menschen zählen.