Angesichts der massiv steigenden Eigenanteile in der stationären Pflege fordert der Hamburger SoVD-Landesvorsitzender Klaus Wicher den Hamburger Senat auf, sofort zu handeln und einen Teil der Kosten zu übernehmen: „Noch besser wäre es, die einkommensabhängige Einzelfallförderung wiederaufzunehmen, das würde den Betroffenen spürbar helfen.“
Wer ein Familienmitglied in einer stationären Einrichtung pflegen lässt, kommt dieser Tage trotz herbstlicher Temperaturen gehörig ins Schwitzen: „Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr haben die Hamburger Pflegeeinrichtungen eine Anhebung des Eigenanteils angekündigt – denn die steigenden Preise machen auch vor diesen Heimen nicht halt“, so Wicher.
Anfang 2023 müssten sie deshalb ihre Pflegesätze um fünf bis sechs Prozent anheben: „Ich verstehe, dass dies aus Gründen der Ökonomie notwendig ist – für die rund 17.000 Betroffenen und ihre Angehörigen in Hamburg bedeutet das allerdings: Es wird immer enger.“ Viele hätten überhaupt nicht die nötigen Mittel, um die Preiserhöhungen zu bezahlen: „Die Pflegeversicherung trägt nur einen Teil der Kosten, den Rest muss man aus eigener Kraft mit Rente, sonstigem Einkommen oder Vermögen finanzieren. Schon jetzt schaffen das immer weniger. Immer mehr sind jetzt auf finanzielle Hilfe vom Staat angewiesen, obwohl sie eigentlich eine ganz anständige Rente haben. Wenn jemand sein ganzes Leben auskömmlich gearbeitet hat und sich sein Altersgeld redlich verdient hat, fühlt es sich sehr nach einem Scheitern an, wenn man damit nicht mal den Platz im Pflegeheim bezahlen kann“.
Auch für die Angehörigen seien die Kostensteigerungen bei der Pflege bedrückend: „Bei vielen geht die Angst um, dass sie das übernehmen müssen, was die Pflegebedürftigen nicht selbst schultern können. Sie fürchten den eigenen wirtschaftlichen Abstieg – weil die Pflege immer teurer wird“.
Wicher fordert: „Ein Platz im Heim darf nicht unbezahlbar werden! Statt die Menschen auf Grundsicherungsniveau fallen zu lassen und sie durch Armut zu stigmatisieren, muss sich Hamburg bewegen und Pflegebedürftige und ihre Angehörigen aus eigenen Mitteln entlasten. Wirklich gerecht wäre es, wenn der rot-grüne Senat die einkommensabhängige Einzelfallförderung wiederaufnehmen würde.“
In Punkto Investitionskosten für die Pflegeheimplätze sollte die Stadt ebenfalls entlasten: „Allein dieser Posten macht rund 20 Prozent der gesamten Pflegekosten aus. Dieser Eigenanteil muss begrenzt werden, um pflegebedürftige Menschen finanziell zu entlasten und das pflegebedingte Armutsrisiko zu reduzieren. Mit Blick auf Berlin fordern wir außerdem die Einführung einer Pflegevollversicherung!“