Seit Jahren grassiert in der Hamburger Verwaltung, aber auch am Sozialgericht akute Personalnot. Das bekommen vor allem die bedürftigen Hamburger:innen zu spüren, die dringend auf eine Bewilligung oder einen Bescheid warten.
Die Personaldecke in den Hamburger Ämtern wird immer dünner: „Gerade musste Finanzsenator Andreas Dressel zugeben, dass ihm die Mitarbeitenden offenbar scharenweise abhandenkommen. Das überrascht mich nicht, schon seit sehr vielen Jahren gibt es einen hohen Personalnotstand in Behörden und Verwaltung“, stellt Klaus Wicher, Hamburger Vorsitzender Sozialverband SoVD, klar.
Das bestätigten ihm die neueste und sehr hohe Zahl an Überlastungsanzeigen der Mitarbeitenden aus der Verwaltung: „In diesem Jahr sind schon mehr als 430 Meldungen dazu aus den Behörden gekommen. Die Bezirksämter Wandsbek, Mitte und Altona liegen beim Krankenstand auf den ersten drei Plätzen, danach folgt direkt die Sozialbehörde. Offensichtlich sind die Bedingungen dort besonders belastend, weil Kolleg:innen fehlen und sich die Arbeit stapelt. Solche Zustände schrecken potenzielle neue Mitarbeitenden von vorneherein ab“, sagt Wicher.
Darunter leiden müssten vor allem Hamburger:innen, die wenig haben: „Es trifft Bedürftige besonders hart, denn sie sind abhängig davon, dass die Sozial- und Grundsicherungsämter zuverlässig arbeiten und außerdem auch noch vernünftig beraten“.
Der Fachkräftemangel in der Verwaltung? Alles hausgemacht, meint Wicher: „Arbeitsbedingungen, die unweigerlich zum Burnout führen, Abläufe, die kompliziert sind, eine fehlende Work-Life-Balance, die heute immer mehr gewünscht wird - und vor allem eine Bezahlung, die nicht im Ansatz an das herankommt, was die freie Wirtschaft bietet – wenn die Stadt nicht ganz erheblich bei den Gehältern nachjustiert, und die Berufe in den Behörden attraktiver macht – dann stehen wir in sehr absehbarer Zeit vor einem Kollaps der Verwaltung!“
Auch an andere Stelle sind vor allem Bedürftige im Hintertreffen: „Aus unserer Sozialrechtsberatung wissen wir, dass man derzeit anderthalb bis zwei Jahre warten muss, bis das Sozialgericht sich überhaupt um den eigenen Fall kümmern kann. Das ist unhaltbar und empörend. Hier wird das Unvermögen der Verwaltung knallhart auf dem Rücken von Menschen ausgetragen, die in den allermeisten Fällen eine schnelle Entscheidung dringend nötig hätten“.
Wicher fordert vom Senat, „jetzt und sofort ein echtes Konzept, das deutlich macht, dass die Stadt das Problem ernst nimmt. Ein Job in der Verwaltung muss sich wieder richtig lohnen, da sollte man ruhig mal neue Wegegehen, Vorlagen aus der freien Wirtschaft gibt es ja genug!“.