Die Verlagerung der gesamten Hamburger Retourenabwicklung der Otto Group wird vor allem Menschen treffen, die es sonst schwer haben, einen gut bezahlten Job zu finden. „Es sind wieder die Schwachen in unserer Gesellschaft, die darunter leiden müssen, dass der Profit mehr zählt, als der Mensch“, kritisiert Klaus Wicher.
Die Otto-Tochter Hermes Fulfilment hatte angekündigt, ihren Hamburger Standort 2021 zu schließen und ihre Aktivitäten nach Polen und Tschechien zu verlagern: „Das bedeutet den Jobverlust für Menschen, die dringend auf ein Einkommen angewiesen sind. 840 Kolleginnen und Kollegen verlieren ihre Existenzgrundlage.“, stellt Wicher fest. Er ist über die Entscheidung des Otto Konzerns auch deshalb so empört, weil die Mitarbeitenden schon seit Jahren auf Teile ihrer Lohnerhöhungen verzichten, um den Betrieb der Hamburger Tochterfirma abzusichern: „Mit 13,44 Euro ist das Lohnniveau dort relativ niedrig.“
Zudem befürchtet der Hamburger SoVD-Landeschef, dass viele der Mitarbeitenden keine Perspektiven für einen beruflichen Neuanfang haben und für lange Zeit arbeitslos werden könnten: „Immerhin arbeiten dort Menschen aus 69 Nationen. Viele davon sind jenseits der 50, sind alleinerziehend, alleinstehend oder leben mit Behinderung. Gerade in Zeiten von Corona werden die meisten von ihnen wenig Chancen auf einen neuen Job bekommen.“
Er erinnert an die Firmenphilosophie der Unternehmensgründers Werner Otto: „Damals ging der Chef regelmäßig durch die Abteilungen und sprach persönlich mit den Angestellten. Dies zeugt für mich von Respekt und Anerkennung gegenüber den Mitarbeitenden. Diese Zeiten sind offenbar vorbei, denn knapp 1.000 Menschen zu kündigen, ohne ihnen Unterstützung anzubieten, zeugt von einem anderen Denken. Jetzt zählt offenbar nur noch der Profit und nicht mehr der Mensch. Das enttäuscht mich auch persönlich sehr.“