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Obdachlosigkeit: Winternotpro­gramm aus­bauen und Hilfen stärker differen­zieren

Eine Person sitzt auf dem Boden in einer Einkaufspassage. Um die Person liegen seine Sachen. Ein Hund steht rechts neben der Person. Links ist eine Decke und ein Futternapf. Im Hintergrund läuft eine gut gekleidete Person von rechts nach links.

Die Versicherung von Behördenseite, dass in Hamburg niemand auf der Straße schlafen müsse, hinterlässt bei Klaus Wicher, Vorsitzender Sozialverband Deutschland, SoVD-Landesverband Hamburg e.V., einen bitteren Nachgeschmack: 

„Kenner der Szene sprechen von etwa 6.000 obdachlosen Menschen. Bei etwas mehr als 1.000 Plätzen wird ein Teil nicht in den Notunterkünften unterkommen. Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Frauen schreckt dies außerdem ab. Ich befürchte, sie sind es, die zuerst auf der Straße erfrieren könnten.“

Mindestens 47 obdachlose Menschen sind im vergangenen Winter in Hamburg verstorben – 26 im Krankenhaus, 21 auf der Straße. Und obwohl der SoVD Hamburg jedes Jahr aufs Neue die Sozialbehörde ermahnt, mehr gegen Obdachlosigkeit zu tun, sind die Veränderungen eher verhalten: „In den UN-Nachhaltigkeitszielen ist festgelegt, dass Obdachlosigkeit bis 2030 beendet sein soll. Dies hat Deutschland unterschieben. Wie soll das in fünf Jahren umgesetzt werden. Ich sage es hier ganz klar: ohne mutige Entscheidungen wird das nichts werden“, zweifelt Wicher. 

Der Hamburger SoVD-Chef fordert, genauer hinzusehen: „Wer nicht versteht, dass Obdachlosigkeit viele verschiedene Ursachen hat, wird einem Teil der Betroffenen nicht helfen können. Diese Menschen sind hilflos. Sie nicht zu sehen, ist aus meiner Sicht grob fahrlässig“. 

Nur auf die Notunterkünfte im Winter und eine verstärkte Straßensozialarbeit zu setzen, werde nicht ausreichen, um Obdachlosigkeit nachhaltig zu bekämpfen: „Darum ist klar: im Winter müssen die Notunterkünfte auch am Tag geöffnet bleiben und Verpflegung ausgeben. Dort könnten die Sozialarbeiter:innen wahrscheinlich auch mehr Menschen erreichen. Ein Muss ist der Ausbau des Projekts ‚Housing First‘, mit dem bereits jetzt gute Ergebnisse erzielt werden.“ Es brauche stärkere Differenzierungen: „Schon der Armutsgipfel, der im Oktober in Hamburg auf Initiative des SoVD stattfand, hat gezeigt, dass die Gründe, warum Menschen obdachlos werden, sehr unterschiedlich sind.“ Immer mehr hätten psychische Problemlagen: „Dann fallen Menschen aus dem System, weil sie durch Sucht, Familienauseinandersetzungen, Gewalterfahrungen oder einem Jobverlust den Halt verlieren.“

Niemand sei freiwillig obdachlos: „Aber die Wege, die daraus führen, sind so unterschiedlich, wie die Betroffenen. Wenn die Obdachlosigkeit in Hamburg verschwinden soll, muss die Sozialbehörde die Unterstützung für diese Menschen in verschiedene Richtungen auszubauen.“

 

Der SoVD Hamburg (Sozialverband Deutschland, SoVD-Landesverband Hamburg e.V.) ist ein gemeinnütziger Verein, in dem rund 27.000 Mitglieder organisiert sind. Damit ist der SoVD die größte sozialpolitische Interessenvertretung in der Hansestadt. Seine Mitglieder berät der SoVD sozialrechtlich zu Fragen rund um die Themen Rente, Kranken- und Pflegeversicherung, Schwerbehindertenrecht, Grundsicherung und Arbeitslosenversicherung. In Widerspruchs- und Klageverfahren übernimmt er ihre sozialrechtliche Vertretung.

Presse-Material

 

Kontakt
Susanne Rahlf
Pressesprecherin
Telefon: 0151 445 456 93
E-Mail: presse@sovd-hh.de

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