Für Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender SoVD Hamburg, ist das Ergebnis der Bundestagswahl, zum einen das Resultat eines Wahlkampfs, der nicht die richtigen Fragen gestellt hat: „Wir sind erschrocken darüber, wie hoch der Anteil der AFD-Wähler inzwischen ist. Gerade die von der Gesellschaft Abgehängten und Ausgegrenzten fühlen sich von den etablierten Parteien und vom Staat allein gelassen. Sie haben sich von den großen Volksparteien abgewendet und sind anfällig geworden für radikale politische Aussagen.“
Zum anderen sieht Wicher das Wahlergebnis für die großen Volksparteien aber auch als Chance, jetzt an den richtigen politischen Stellschrauben zu drehen, um Wähler zurück zu gewinnen: „Die sozialpolitischen Themen, die erst zum Ende des Wahlkampfs angesprochen wurden, müssen stärker im Fokus stehen. Hierzu zählen eine auskömmliche Rente in der Zukunft, eine ordentliche Pflege, aber auch der Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit und Kinderarmut. Außerdem muss konstruktiv und ernsthaft die Entwicklung eines neuen gerechten Steuersystems angegangen und auf den Weg gebracht werden.“ Hierfür müsse eine Politik des sozialen Ausgleichs und gegen die Spaltung der Gesellschaft gemacht werden, so Wicher weiter.
Die etablierten demokratischen Parteien sind in der Pflicht, in der kommenden Legislaturperiode gerade beim Thema soziale Gerechtigkeit und in der Sozialpolitik zu überzeugen, zumal die AFD aus seiner Sicht als neue drittstärkste Kraft gerade in diesem Bereich nichts zu bieten hat: „Uns ist nicht klar, welche sozialpolitischen Themen diese Partei angehen will. Was beispielsweise die Rente angeht, hat die AFD bisher gar keinen Vorschlag gemacht.“