„Derzeit ist die Situation von Geringverdienenden nicht nur schwierig, sie verschärft sich. Denn gerade in den von Corona besonders hat betroffenen Branchen, wie der Gastronomie oder dem Reinigungsgewerbe, arbeiten viele, die Mindestlohn bekommen“, sagt Wicher. „Es ist zu befürchten, dass sich nach Corona die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen wird und die soziale Spaltung verhärtet. Wer heute wenig verdient, bekommt später wenig Rente. Hier ist langfristig gegenzusteuern mit einem Mindestlohn von 13 Euro.“ Wicher fordert eine Sozialpolitik, die über die Anhebung des Mindestlohns hinausgeht. Er fordert sozialpolitisches Handeln mit Blick auf Altersarmut, Langzeitarbeitslose, Menschen mit Einschränkungen oder den schon vor Corona sichtbaren Trend, normale Arbeitsplätze immer mehr in Zeit-, Frist- oder Minijobs zu verwandeln.
„Wir fordern perspektivisch einen Mindestlohn von 13 Euro. Nur so lässt sich die Spaltung in zwei Arbeitsmärkte verhindern, die auseinanderdriften: Einer mit sozial abgesicherten Arbeitsverhältnissen und guter Altersversorgung für Qualifizierte; einer mit unsicheren, schlecht bezahlten Jobs und wenig Rente im Alter.“ Wicher verweist auf die Motive des vor fünf Jahren eingeführten Mindestlohnes: Er sollte Hungerlöhne und Altersarmut verhindern, Geringverdienenden und ihren Familien finanziell ein Mindestmaß an gesellschaftlicher Teilhabe sichern. „Wenn ein Niedriglöhner 2022 einen Euro und zehn Cent mehr in der Stunde bekommt, sind das 50 Euro in der Woche. Das ist ein Mini-Wumms im Portemonnaie der Arbeitnehmenden.“