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Mietenspiegel 2017: Höhere Mieten, weniger Sozialwohnungen

Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender Sozialverband SoVD Hamburg, lobt die Bestrebungen der Stadt, den Wohnungsbau voranzutreiben – jedoch sieht er die sinkende Zahl an Sozialwohnungen mit Besorgnis.

Die Mietpreise in Hamburg steigen weiter: Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, berichtete bei der Vorstellung des Hamburger Mietenspiegels 2017, dass die Netto-Kaltmieten im Schnitt seit 2015 um 5,2 Prozent gestiegen seien. Im frei finanzierten Wohnungsbestand zahlte man am Erhebungsstichtag (1. April 2017) durchschnittlich 8,44 Euro/m². Dazu sagte sie: „Es wird auch zukünftig unsere Aufgabe sein, für mehr bezahlbaren Wohnraum in Hamburg zu sorgen. Mit insgesamt über 16.000 fertig gestellten Wohnungen in den Jahren 2015 und 2016 sind wir auf einem guten Weg. Wir werden unsere Anstrengungen fortsetzen, um in Hamburg jährlich mindestens 10.000 Wohnungen auf den Weg zu bringen.“ 

Klaus Wicher, 1. SoVD-Landesvorsitzender in Hamburg, findet die guten Vorsätze der Senatorin zunächst sehr löblich, mahnt aber auch zu mehr Engagement im sozialen Wohnungsbau: „Zwar wurden in den vergangenen zwei Jahren 4.000 geförderte Wohnungen gebaut, auf der anderen Seite fielen aber 6.900 aus der Mietpreisbindung heraus. Das bedeutet weniger günstige Wohnungen für alle Hamburger, die nur über ein kleines Einkommen verfügen. Ihnen nützt das Versprechen der Senatorin wenig, denn die vom Senat angeschobenen Neubauten kosten im Schnitt 12,28 Euro/m².“ 

Wicher sieht aber auch, dass die Mieten in Teilsegmenten gegenüber 2015 gesunken sind. Insgesamt liegen rund 53 Prozent aller Mieten immer noch unterhalb einer Schwelle von 7,50 Euro pro Quadratmeter.

Dass die Stadt grundsätzlich hinter dem Bedarf an Sozialwohnungen hinterherhinkt, sieht Wicher als problematisch an: „Vor dem Hintergrund, dass in den kommenden Jahren die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen und dann, wenn keine Betriebsrente oder private Altersvorsorge vorhanden sind, über nicht einmal mehr als 50 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens verfügen, müssten viel mehr Sozialwohnungen entstehen. Es muss auch darüber nachgedacht werden, ob der Wegfall der Mietpreisbindung bei Sozialwohnungen Sinn macht.“

Dass es anders gehen kann, zeigt aus Wichers Sicht das „Wiener Modell“ im Wohnungsbau. Zum einen kann die österreichische Hauptstadt auf eine lange Tradition im sozialen Wohnungsbau zurückblicken: „Zum anderen hat man hier nie die Kontrolle über das Wohnen dem freien Markt überlassen und mit zeitgemäßen Konzepten in der Architektur auf die Anforderungen und Veränderungen im Bedarf reagiert.“ Nicht nur gehören 32 Prozent aller Mietwohnungen der Gemeinde, 26 Prozent sind außerdem Eigentum von gemeinnützigen Immobilienfirmen, die moderate Mieten verlangen. Der Anteil privater Eigentumswohnungen ist in Wien eher gering. Bei neuen Mietverträgen zahlen die Wiener in vielen Bezirken immer noch zehn bis elf Euro kalt pro Quadratmeter und damit in der Regel weniger als in München, Hamburg oder Frankfurt. 

SoVD Sozialverband Deutschland e.V., Landesverband Hamburg
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