Die Prognosen für die Arbeitsmarktzahlen sind rosig. Für dieses Jahr rechnet Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Hamburg, mit einem Plus von rund 10.000 Beschäftigten auf dem Hamburger Arbeitsmarkt. „Seit Dezember 2015 sind rund 11.000 Beschäftigte in Hamburg hinzugekommen, der Zuwachs erstreckt sich auf fast alle Branchen mit Ausnahme der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“, sagte Fock in einem Gespräch mit Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender des SoVD Hamburg. Zahlen, die auch Wicher froh machten. Er begrüßte die offenkundig gute Entwicklung der Arbeitslosenzahlen. Allerdings sieht Wicher bei der Gruppe der Arbeitslosen in Maßnahmen sowie den Langzeitarbeitslosen und Langleistungsbeziehern nach wie vor großen Handlungsbedarf. „Hamburg hat immer noch einen hohen Anteil an Menschen in prekärer Beschäftigung.“ Häufig würden sie nur in Teilzeit, über Zeitarbeitsfirmen oder in Minijobs vermittelt: „hier droht später die Altersarmut“, so Wicher, denn in diesen Beschäftigungsverhältnissen hätten Menschen keine Chance, langfristig in die Altersversicherung einzuzahlen. Wicher forderte in diesem Zusammenhang, dass die Hamburger Politik mehr unternehmen müsse, diese Personengruppen in sozialversicherungspflichtige und dauerhafte Arbeitsverhältnisse zu vermitteln.
Laut Fock steigt die Zahl der Menschen, die einen neuen Arbeitsplatz suchen. In Hamburg sind dies aktuell rund 30.000 Menschen, sie sind zurzeit in einer Qualifizierungsmaßnahme oder absolvieren beispielsweise einen Sprachkurs. Weiterhin gibt es eine große Zahl an Menschen, die einer Förderung bedürfen, um fit für den Arbeitsmarkt gemacht zu werden. Andere haben bereits eine Stelle, die von der Arbeitsagentur gefördert wird. Allein diese beiden Bereiche umfassen fast 14.000 Personen.
Insgesamt hält das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg an seiner positiven Prognose für den Arbeitsmarkt 2017 fest. Den Experten zufolge geht der Beschäftigungsaufschwung weiter – wenn auch langsamer. Eine große Herausforderung sieht Fock in der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Einen Weg sieht der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Hamburg in den Berufsausbildungen. Probleme würden aber immer noch Unklarheiten beim Aufenthaltsstatus, insbesondere sogenannte Kettenduldungen von wiederholt meist drei Monaten, machen. Hinzu käme, dass speziell in Hamburg die hohen Lebenshaltungskosten mit einem durchschnittlichen Ausbildungsgehalt nicht zu decken seien, sagte Fock weiter. Deshalb würden viele Flüchtlinge lieber eine ungelernte Beschäftigung mit sofort höheren Einkommen annehmen, als eine Ausbildung zu beginnen. Klaus Wicher forderte für sie mehr finanzielle Förderung: „Diese Voraussetzungen behindern die Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft.“
Die Zahlen im Einzelnen:
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Hamburg
Oktober 2015 929.359
Oktober 2016 943.700 (+ 1,5 %)
Zahl der Arbeitslosen
Dezember 2015 70.429
Dezember 2016 67.687 (- 3,9 %)
Zahl der Langzeitarbeitslosen
Dezember 2015 22.921
Dezember 2016 21.675 (-5,4 %)
Zahl der arbeitslosen Langleistungsbezieher im SGB II
Dezember 2015 20.792
Dezember 2016 19.792 (- 4,8 %)