Am 3. Dezember 2017 wird weltweit der Internationale Tag für Menschen mit Behinderung begangen. Angemahnt wird an diesem Tag die in vielen Ländern immer noch unzureichende medizinische und therapeutische Versorgung, und die Förderung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Auch in Deutschland sind wir von einer inklusiven Gesellschaft weit entfernt: Gerade Menschen mit Behinderung haben es schwer, sich ein unabhängiges Leben aufzubauen und eigenständig ihr finanzielles Auskommen zu bestreiten. Deshalb steht der diesjährige Gedenktag unter dem Motto „Arbeit – Einkommen – Selbstbestimmung“. Klaus Wicher, Hamburger SoVDLandesverbandschef, sieht in dieser Hinsicht nach wie vor großen Handlungsbedarf: „Wir müssen mehr tun für eine offene Gesellschaft für alle. Vor allem die Inklusion von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt muss unbedingt verbessert werden.“
Arbeit sei auch für behinderte Menschen ein existenzielles Bedürfnis, so Wicher: „Sie sichert nicht nur die eigene Existenz, sondern fördert auch soziale Integration und Begegnung. Sie ermöglicht persönliche Kontakte und ist eine wichtige Bestätigung.“ Weiterhin fordert der SoVD-Landesverbandschef, dass diese Personengruppe besser versorgt werden müsse, wenn ihnen der Arbeitsmarkt keine Chance auf ein Einkommen ermögliche: „Behinderung ist ein Armutsfaktor. Wer es nicht oder nur teilweise schafft, mit seiner eigenen Hände Arbeit, sein finanzielles Auskommen zu bestreiten, hat Anrecht auf einen angemessenen finanziellen Ausgleich durch die Sozialversicherungen.“
Immer noch sei in den Köpfen der Firmenchefs häufig der Gedanke verbreitet, dass ein behinderter Arbeitnehmer eher eine Last sei, statt das Potenzial des Einzelnen zu erkennen. Diejenigen Unternehmer, die keine behinderten Menschen einstellten, handelten unsozial und müssten in Zukunft stärker zur Kasse gebeten werden: „Wir plädieren dafür, die Schwerbehindertenabgabe von fünf auf sechs Prozent zu erhöhen.“
In Hamburg leben 243.314 Menschen mit einer Behinderung. Laut Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V. liegt die Arbeitslosenquote für diese Menschen mit 10,2 Prozent deutlich über der für Nichtbehinderte, die im September 2017 bei 6,8 Prozent lag. Außerdem sind Behinderte häufiger im Bereich Mini- und Teilzeitjobs zu finden. Nur die Hälfte der Frauen arbeitet in Vollzeit, kann somit ihren Lebensunterhalt bestreiten und in die Rentenversicherung einzahlen. Insgesamt haben schwerbehinderte Menschen, vor allem die Männer, in Hamburg ein hohes Risiko, in Langzeitarbeitslosigkeit zu verweilen.
Dabei sind behinderte im Vergleich zu „gesunden“ Menschen oftmals besser qualifiziert: Arbeitslose mit Handicap haben häufiger einen Hauptschulabschluss, die mittlere Reife oder eine betriebliche Ausbildung. Im Bereich Schulung und Ausbildung tue die Stadt einiges, lobt Wicher: „Hier leisten das Berufsbildungs- und das Berufsförderungswerk vorbildliche Arbeit.“