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Mängel bei der Betreuung in Pflegeheimen

Der Landesvorsitzende des Hamburger Sozialverbandes SoVD Klaus Wicher, sieht seine Forderung nach engmaschigeren Kontrollen, mehr Personal und einer Aufwertung des Pflegeberufs durch eine Auswertung der Pflegequalität von stationären Einrichtungen im Norden bestätigt.

Eine Auswertung des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) Nord bestätigt die Einschätzung des Hamburger SoVD-Landesverbands, dass die Pflegequalität in den rund 800 stationären Einrichtungen in Hamburg und Schleswig-Holstein eklatante Mängel aufweist: „Das Ergebnis macht uns große Sorgen, denn es bedeutet, dass hilfsbedürftige Menschen wegen nicht ausreichender Pflege Schmerzen erdulden müssen und in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt sind“, bewertet Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender SoVD Hamburg, die vorgelegten Zahlen.

Für ihn macht das Ergebnis deutlich, dass ein höherer Personalschlüssel die wichtigste Stellschraube überhaupt ist, um die Qualität in Betreuungseinrichtungen zu verbessern. „Wir brauchen in den Einrichtungen mehr Mitarbeiter, die wieder mehr Zeit haben, um sich um den einzelnen kümmern zu können. Auch der Schichtdienst und die teilweise schwere körperliche Arbeit müssen besser gewürdigt werden. Das bedeutet, dass der Beruf des Pflegers und der Pflegerin gesellschaftlich mehr Anerkennung braucht. Meist wird es den Menschen erst klar, wie wichtig diese Berufe sind, wenn sie selbst als Angehörige oder Patienten betroffen sind.“

Anerkennung zeigen in der Bezahlung, auch da gäbe es deutlichen Nachholbedarf, so Wicher weiter. Damit die Mitarbeiter lange in ihrem Job bleiben, müsse an der Zufriedenheit gearbeitet werden: „Dazu gehören Arbeiten auf Augenhöhe und im Team, das Übernehmen von Verantwortung, sowie Transparenz in der Kommunikation. All dies motiviert – und kommt einer Verbesserung der Pflegequalität zugute.“

Schon seit langem ermahnt der SoVD in Hamburg die städtische Wohn-Pflege-Aufsicht, endlich alle Betreuungseinrichtungen und ambulanten Pflegedienste ausführlich zu prüfen und bei Missständen intensiv zu begleiten, um diese in den Griff zu bekommen. „Auch deshalb sind wir froh, dass der MDK Nord so transparent sein Ergebnis veröffentlicht hat.“

In der Auswertung der Pflegequalität durch den MDK, dem Kontrollorgan der Krankenkassen, wurden vor allem medizinische Kriterien abgefragt. Dazu gehörte die Untersuchung der körperlichen Konstitution der Betroffenen. Hier wurde unter anderem abgefragt, wie dem Wundliegen (Dekubitus) vorgebeugt wird, wie die Patienten bei chronischen Wunden und mit Schmerzen behandelt werden, oder auch, ob die ausreichende Versorgung mit Essen und Trinken stattfand.

Der MDK stellte dabei im vergangenen Jahr in 159 der 800 stationären Einrichtungen wesentliche Mängel fest. In 98 Einrichtungen trafen die Prüfer einen oder mehr Patienten mit Dekubitus an, in 63 Einrichtungen fand man mindestens einen untergewichtigen Patienten vor. „Hier kann man also wirklich nicht mehr davon sprechen, dass es sich um Einzelfälle handelt“, stellt Wicher fest.

Zwar haben sich aus seiner Sicht die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr ganz leicht verbessert, dennoch „sind es erschreckend und deutlich zu viele Menschen, die ungenügend versorgt sind. Das ist sehr bedrückend.“ So waren 37,23 Prozent der Betreuten 2017 dem Risiko eines Dekubitus ausgesetzt, im Vorjahr waren es 40,35 Prozent.

Bei der Wundversorgung wurde sogar nur fast jeder zweite ausreichend behandelt, nämlich 47,68 Prozent. Im Vergleich dazu waren es 2016 erschreckende 56,73 Prozent der Dekubitus-Patienten, bei denen geeignete Maßnahmen wie Druckentlastung, die Umsetzung ärztlicher Anweisungen oder hygienische Anforderungen nicht eingehalten wurden.

Auch die Vermeidung von Gewichtsabnahme ist ein wichtiges Prüfkriterium des MDK. Hier war bei jedem fünften Pflegebedürftigen (19,46 Prozent) nicht erkennbar, welche Maßnahmen ergriffen worden waren, um dies zu verhindern (2016: 23,25 Prozent).

SoVD Sozialverband Deutschland e.V., Landesverband Hamburg
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