Die Opfer sind vor allem Frauen: Die Gewaltkriminalität in Hamburg hat im vergangenen Jahr zugenommen. In acht von zehn Fällen waren Frauen die Leidtragenden. „Auch das ist eine Folge von Corona. Die Gewalt hat sich in die eigenen vier Wände verlagert. Sie findet zuhause statt – dort, wo man sich eigentlich sicher fühlen sollte. Es gibt viele Opfer, die das, was ihnen angetan wurde, nicht anzeigen. Ich gehe von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus“, sagt Wicher.
Gemeinsam mit der Hamburger SoVD-Landesfrauensprecherin Susanne Langhagel ermahnt er die Stadt, endlich die Umsetzung der Istanbul Konvention voranzubringen. Die Konvention wurde 2017 in Deutschland ratifiziert. Sie zielt konkret darauf ab, Frauen und Mädchen besser vor Gewalt zu schützen.
SoVD-Landeschef Klaus Wicher: „Gerade mit Blick auf die steigenden Zahlen brauchen wir in Hamburg einen konsequenten Opferschutz und eine unnachgiebige Strafverfolgung. Weil sich die Gewalt an Frauen so stark in die eigenen vier Wände verlagert, brauchen wir mehr niedrigschwellige Angebote, um auch diejenigen zu erreichen, die sich nicht trauen, ihre Peiniger zu benennen und anzuzeigen. Dazu gehört beispielsweise eine bessere Ausstattung der Initiative StoP-Partnergewalt. Außerdem brauchen wir auch mehr barrierefreie Plätze in den Frauenhäusern, denn Frauen mit Behinderung sind öfter körperlicher Gewalt ausgesetzt als man denkt.Damit die Betroffenen überhaupt eine Perspektive bekommen, muss es für sie mehr bezahlbaren Wohnraum geben.“ Susanne Langhagel ergänzt: „Ich denke auch an die Frauen, die obdachlos und wohnungslos sind. Unter ihnen gibt es viele mit Suchtproblemen oder psychiatrischer Diagnose. Auch für sie müssen mehr spezifische und barrierefreie Wohnformen entwicklet werden.“