Für jedes fünfte Kind in Deutschland ist Armut ein ständiger Begleiter. Auch in Hamburg leben rund 68.000 junge Menschen in Verhältnissen, in denen es an vielen Dingen fehlt. „Die Bertelsmann-Studie hat gezeigt, dass Kinder, die in Armut aufwachsen, oftmals auch als Erwachsene wenig Chancen darauf haben, diesen Status zu verlassen“, sagt Klaus Wicher, SoVD Chef in Hamburg.
Die Bertelsmann-Forscher haben festgestellt, dass Kinder, die in einem Haus mit „dauerhaft ungesichertem Einkommen“ aufwachsen, im Schnitt auf 7,3 von 23 Gütern und Tätigkeiten verzichten müssen, die normale gesellschaftliche Teilhabe ausmachen. Dazu gehört der monatliche Kinobesuch, aber auch die Möglichkeit, den Geburtstag zu feiern oder Freunde zum Essen nachhause einzuladen. „Armut verhindert, dass sich diese Kinder umfassend entwickeln können“, so Wicher.
Er betrachtet das Problem nicht isoliert: „Kinderarmut ist immer auch Elternarmut – wenn wir die nachfolgenden Generationen unterstützen wollen, müssen wir bei den Erwachsenen anfangen.“ Besonders armutsgefährdet sind Alleinerziehende, Familien mit mindestens drei Kindern, Geringqualifizierte und Migranten. „Hier ist zunächst der Bund gefordert, aber auch Hamburg kann etwas tun. Dabei denke ich an bessere Betreuungsangebote in den Kitas, sowie kostenloses Frühstück und Mittagessen. Weiterhin muss der Hartz-IV-Satz erhöht werden, das kann sich die Stadt problemlos leisten.
Eine nachhaltige Verbesserung der Lage ist aber nur dann gegeben, wenn die Stadt für bessere Arbeitsverhältnisse sorgt. Alleinerziehende brauchen besser bezahlte und verlässliche Beschäftigung, wir müssen weg von Zeitarbeit und Minijobs. Auch Langzeitarbeitslose brauchen eine Perspektive.“
Ein weiteres Hindernis für Kinder und Jugendliche, aus der Armut heraus zu kommen, ist der eingeschränkte Zugang zu Bildung: „Die finanzielle Situation der Eltern verhindert, dass Kinder an Bildung teilnehmen können“, so Wicher. Formales Wissen werde zwar in den Schulen vermittelt, das Lernen aus Erfahrung und Praxis bleibe armen Kindern aber weitgehend versagt. „In einem der reichsten Länder der Welt kann dies nicht sein!“, kritisiert der SoVD Landesvorsitzende. Hier müsse es bessere Möglichkeiten für sie geben, an außerschulischen Veranstaltungen und Angeboten teil zu nehmen.