„Der HVV begründet die Tariferhöhung mit höheren Kosten für Diesel, Strom und Personal sowie der Anpassung an die Inflationsrate. Das sind aus marktwirtschaftlicher Sicht natürlich gute Gründe“, sagt Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender Sozialverband Deutschland (SoVD) in Hamburg.
Dennoch sieht Wicher die Tariferhöhung kritisch: „Der öffentliche Personennahverkehr ist einer der wichtigsten Bausteine, bei der Bereitstellung von Infrastruktur. Die Menschen fahren mit dem HVV zur Arbeit und nutzen ihn in der Freizeit. Der HVV muss aber auch Sorge dafür tragen, dass Bürgerinnen und Bürger die nur wenig haben, mobil sein und an der Gesellschaft teilhaben können. 26.832 Seniorinnen und Senioren in Hamburg leben von Grundsicherung, hinzu kommen 18.291 Erwerbsminderungsrentnerinnen und -rentner, die ebenfalls aufstocken müssen, weil das Geld sonst nicht reicht“, stellt Klaus Wicher klar. Ob jung oder alt: jeder Fünfte in Hamburg ist arm oder armutsgefährdet. „Diese Menschen sind ganz besonders stark von Bus und Bahn abhängig. Für sie ist jede Erhöhung der HVV-Tarife eine große finanzielle Herausforderung!“
Die angekündigten Verbesserungen bei der Monatskarte für Senioren seien ein eher kleines Zugeständnis: „Wir fordern seit langem die kostenlose Nutzung von Bus und Bahn für alle Bedürftigen.Und dazu zählen eben nicht nur Rentnerinnen und Rentner, sondern beispielsweise auch Empfängerinnen und Empfänger von Hartz-IV oder Alleinerziehende. In anderen Städten, von Berlin bis München, wird daran gearbeitet, die Preise für Bus und Bahn zu senken – nur der HVV erhöht fleißig weiter.“
Grundsätzlich kritisiert der Hamburger SoVD-Chef den eingespielten Automatismus bei der Vorgehensweise: „Jedes Jahr aufs Neue kündigt der HVV an, die Tarife anzupassen und erhöht bei einzelnen Leistungen die Preise. Der Senat sollte dies nicht immer nur abnicken, sondern die Strukturen im HVV kritischer hinterfragen.“