Hamburg bietet von November 2016 bis Ende März 2017 ein Winternotprogramm für Obdachlose. Dabei geht es um den saisonalen „anonymen Erfrierungsschutz“. „Das reicht nicht“, kritisiert Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender. „Es ist richtig, zusätzlich zu Schlafplätzen auch Beratung anzubieten. Wir fordern, dass das Winternotprogramm auch tagsüber angeboten wird und dass die Angebote in ein umfassenderes Konzept integriert werden. So können obdachlose Menschen besser angesprochen und beraten werden, um aus der Notlage herauszufinden.“ Wicher wertet die Maßnahmen des Bezirksamts, den Hauptbahnhof und besonders den Platz im Südbereich neu zu gestalten, skeptisch: „Die Aktivitäten damals rund um den Hansaplatz haben gezeigt, wohin radikale Aktionen führen können. Die Szene am Hansaplatz wurde in die angrenzenden Gebiete verdrängt, das Problem wurde verlagert. Das darf am Bahnhof nicht passieren. Der Senat darf die Not der Obdachlosen am Bahnhof nicht einfach nur geografisch verlagern, so dass sie sich zwei Straßen weiter wiederfindet. Das Prinzip „Aus den Augen aus dem Sinn“ darf nicht gelten.“
In Hamburg leben mehr als 3.000 Menschen in öffentlichen Unterkünften und gelten als wohnungslos. Weitere 2.000 Menschen sind obdachlos und leben auf der Straße. Wicher: „Vor allem die wohnungs- und obdachlosen Menschen benötigen Unterstützung, eigene vier Wände und ein Dach über dem Kopf.“ Daher seien auch die strukturellen Bedingungen zu bekämpfen, die Obdachlosigkeit fördern: In Hamburg fehlten, so Wicher, bezahlbare und zu den unterschiedlichen Bedürfnissen von Singles und Familien, jungen und älteren Menschen passende Wohnungen. Das hohe Mietpreisniveau belastet besonders finanziell schwache Menschen. Der soziale Wohnungsbau muss seinen derzeitigen Anteil von weniger als 10 Prozent steigern. In den 1970er-Jahren gab es rund 400.000 Sozialwohnungen in Hamburg. 1990 waren es noch 265.600 Sozialwohnungen. Mittlerweile sind es weniger als 90.000 Sozialwohnungen. In den nächsten fünf Jahre werden weitere, mehr als 25.000 Sozialwohnungen, aus der Bindung fallen.
Als Maßnahmen für bezahlbare Wohnungen fordert der SoVD Hamburg u.a.:
- Sicherung und Ausbau von Wohnprojekten für obdachlose Frauen und Frauenhäuser
- Fachstelle für Wohnungsnotfälle verstärken, Hilfe zur Vermeidung von Wohnungsverlust ausbauen