Der Sozialatlas, den die Hamburger Stadtentwicklungsbehörde vor wenigen Tagen herausgegeben hat, macht wenig Hoffnung auf Veränderung. „Seit langer Zeit bewegt sich nichts“, urteilt Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender des SoVD Hamburg, im Hinblick auf die Lebensumstände von Menschen in „statusniedrigen“ Vierteln.
Hier habe es die Stadt in den vergangenen Jahren versäumt, die Lebensbedingungen der Bewohner auf den gleichen Stand zu bringen, wie in Vierteln mit einem mittleren oder hohen Status. Aktuell sind rund 19 Prozent der Hamburger armutsgefährdet.
Wicher wies darauf hin, dass in vernachlässigten Vierteln, wie beispielsweise Wilhelmsburg, Billstedt oder auch Steilshoop, besonders viele Kindern und Jugendliche von Armut bedroht sind. „Wenn man bedenkt, dass die Problematiken nicht neu sind, kann ich nur sagen: Hier hat der Hamburger Senat versagt“.
Es fehle an einer Gesamtstrategie, um Armut ernsthaft anzugehen. Wicher fordert mehr soziale Infrastruktur in den betroffenen Stadtteilen. Dazu gehört eine ausreichende Anzahl an Hort- und Kitaplätzen, die vor allem Alleinerziehenden flexible Betreuungszeiten anbieten können. Die Qualität der Kinderbetreuung differiere sehr stark im Vergleich zwischen „reichen“ und „armen“ Stadtteilen, Kinder aus benachteiligten Elternhäusern bräuchten deutlich mehr Zuwendung und gezielte Betreuung, so Wicher.
Nicht nur junge Menschen und Alleinerziehende – auch Senioren, die wenig Rente beziehen und aufstocken müssen, leben oft in diesen Stadtteilen, in denen die Mieten noch bezahlbar sind. Deshalb ist für den SoVD auch eine Verbesserung der Seniorenpolitik ein wichtiger Baustein, um mehr Lebensqualität zu ermöglichen. Wicher sieht in der aufsuchenden Seniorenarbeit eine gute Möglichkeit, präventiv zu arbeiten und mit Menschen, die in Altersarmut leben, in Kontakt zu kommen.