„Zwar verzeichnen die Frauenhäuser in der Stadt in Zeiten von Corona keinen nennenswerten Anstieg, aber bei der Polizei und in den Krankenhäusern fallen vermehrt Frauen auf, denen körperliche Gewalt angetan wurde“, berichte der Hamburger SoVD-Landesvorsitzende Klaus Wicher. „Nach wie vor werden Frauen von ihren Peinigern körperlich und psychisch massiv unterdrückt, überwacht und entmündigt. Nur wenige schaffen es, sich aus diesem Netz aus Unterdrückung zu befreien und um Hilfe zu bitten“, ergänzt SoVD-Landesfrauensprecherin Susanne Langhagel.
Langhagel steht im engen Kontakt mit den Hamburger Frauenhäusern. Dort hat esgerade mit der Eröffnung eines sechsten Frauenhauses, das auch Betroffene mit Söhnen über 14 Jahren aufnimmt, etwas Entlastung gegeben, „dennoch fehlt es weiterhin an Plätzen“, so Langhagel. Trotz der angespannten Situation wird dort keine Schutzsuchende abgewiesen.
Schwierig ist auch die gute und umfassende Betreuung von Frauen mit Behinderung: „Nur in zwei von sechs Einrichtungen gibt es Plätze für Frauen, die im Rollstuhl sitzen. Vor allem Gehörlose oder Betroffene mit einer Sehbehinderung können in den Frauenhäusern nur im Ansatz adäquat betreut werden“, stellt die Landesfrauensprecherin klar.
Wicher und Langhagel fordern einen besseren Personalschlüssel: „Die Frauenhäuser sind zu 100 Prozent ausgelastet. Dort arbeitet man zurzeit mit einem Betreuungsschlüssel von 1:8. Laut Istanbul-Konvention, in der sich die europäischen Staaten zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen verpflichtet haben, müsste er bei 1:4, wenigstens aber bei 1:6 liegen und 100 weitere Plätze entstehen!“ Inklusion müsse in den Frauenhäusern selbstverständlich werden, findet Wicher.
Zum Hintergrund: Am 25. November mahnen Menschenrechtsorganisationen die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber Frauen und Mädchen an. Denn jede vierte Frau oder Mädchen ist im Laufe ihres Lebens physischer oder sexueller Gewalt ausgesetzt, meistens durch den eigenen Partner.