Langzeitarbeitslose dürfen bedürftigen Senioren mit Pflegegrad nicht mehr im Alltag helfen. Diese bekommen eine Entlastungspauschale von 125 Euro, die aber nur noch für Angebote der Pflegedienste ausgegeben werden dürfen. Doch die sind deutlich teurer.
Beängstigend ist die hohe Zahl von mehr als 53.000 Menschen über 65 Jahre, die in Hamburg von Altersarmut betroffen oder bedroht sind. Bisher konnten auch diejenigen, die einen Pflegegrad haben, sich über die Hilfen durch Pflegedienste hinaus für wenig Geld oder kostenfrei von Ein-Euro-Jobbern im Alltag helfen lassen. Gemeinsame Einkäufe, Spaziergänge oder auch einfach soziale Kontakte durch Gespräche oder gemeinsames Spielen war für viele Seniorinnen und Senioren, die an der Armutsschwelle bzw. von Grundsicherung leben müssen, ein wichtiger Kontakt zur Außenwelt.
Mit den Veränderungen in der Pflegeversicherung wurden diese günstigen Alltagshilfen für bedürftige Senioren mit Pflegegrad nun zum 1. Juli abgeschafft. Denn die Hamburger Beschäftigungsträger wie beispielsweise KoALA in Altona oder AQtivus dürfen den Pflegediensten mit ihren Angeboten keine Konkurrenz machen.
„Eine traurige und dramatische Entwicklung“, sieht Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender des SoVD in Hamburg in diesem Vorgang. „Es werden nicht nur bedürftige alte Menschen allein gelassen, auch die rund 280 Langzeitarbeitslosen, die hier eine Perspektive gefunden haben, werden vor den Kopf gestoßen. Wenn man bedenkt, dass der Senat im Koalitionsvertrag festgeschrieben hatte, wenigstens 1.000 von ihnen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen zu bringen, ist dies eine Entwicklung, die in die entgegengesetzte Richtung führt.“
Bei einem Treffen mit den Beschäftigungsträgern KoALA, AQtivus, einfal und SBB tauschte sich Wicher mit den Verantwortlichen und Betroffenen aus: „Für uns vom SoVD ist klar, dass wir uns einsetzen werden. „Ich werde das Gespräch mit Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard suchen, um mit ihr über die Problematik zu sprechen. Möglicherweise müssen wir aber auch andere Wege finden, wie bedürftige Seniorinnen und Senioren im Alltag unterstützt werden können.“ Auch in Hinblick auf ihre hohe Zahl kündigte Wicher außerdem ein seniorenpolitisches Konzept für Hamburg an, das der SoVD demnächst vorstellen wird.