Hamburg soll erstmals eine Senatskoordinatorin für die Gleichstellung behinderter Menschen bekommen, die den Job nicht mehr ehrenamtlich macht, sondern hauptamtlich betreut. Diesen Antrag haben SPD und Grüne bei der Sitzung der Bürgerschaft am vergangenen Mittwoch gestellt. Ingrid Körner nimmt die Interessen dieser Menschen auf diesem Posten seit 2011 sehr engagiert wahr. Vor allem die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Hamburg und das neue Bundesteilhabegesetz stellen inzwischen aber so hohe Anforderungen an ihre Arbeit, dass eine ehrenamtliche Betreuung dieser Aufgabenvielfalt nicht mehr angemessen ist.
Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender des Sozialverbands Deutschland (SoVD) in Hamburg begrüßt den Vorstoß von SPD und Grünen in der Bürgerschaft: „Ich kenne Frau Körner aus einer jahrelangen Zusammenarbeit. Unter anderem konnten wir sie als Jury-Mitglied unseres Inklusionspreises gewinnen, den wir zum ersten Mal in diesem Jahr verliehen haben. Ich schätze Ingrid Körner wegen ihres unermüdlichen, sehr engagierten und immer zielgerichteten Einsatzes für eine inklusive Stadt.“ Eine hauptamtliche Tätigkeit als Senatskoordinatorin sei aus seiner Sicht mehr als sinnvoll: „Damit bekämen die Interessen von Menschen mit Behinderung innerhalb der öffentlichen Verwaltung einen höheren Stellenwert.“ Dennoch mahnt er: „Klar muss aber auch sein, dass der Träger dieses Amtes unabhängig bleiben muss.“
Denn als Senatskoordinatorin für die Gleichstellung behinderter Menschen sitzt Körner an der Schaltstelle zwischen der Verwaltung und Menschen mit Behinderung und ihren Verbänden. Damit das Amt hauptamtlich wahrgenommen und vergütet werden kann, müsste das Hamburgische Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen geändert werden. „Dabei ist ganz wichtig, dass die im jetzigen Gesetz formulierte Weisungsunabhängigkeit nicht eingeschränkt wird!“, so Wicher.
Für die ehemalige Studienrätin und Gründerin der Landesarbeitsgemeinschaft Eltern für Integration e.V. in Hamburg gibt es auch in der Zukunft viel zu tun: Es bestehe „weiterhin dringender Handlungsbedarf dahingehend, in Zivilgesellschaft, aber auch Verwaltung und Politik das Bewusstsein für die Belange behinderter Menschen zu schärfen“, sagte Ingrid Körner vor kurzem. Geschaffen werden müssten insbesondere Arbeitsplätze auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt und Wohnräume mit ausreichender Assistenz. Die Barrierefreiheit für Gebäude und Plätze müsse vorangetrieben werden, dies gelte auch für den öffentlichen Nahverkehr.