Ab Januar können über 80-Jährige das neue Angebot der aufsuchenden Seniorenarbeit nutzen. Doch auch Jüngere können davon profitieren – wenn sie denn überhaupt davon wissen. Die Stadt hat versprochen, für Information und Aufklärung zu sorgen: „Wenn die Stadt in den kommenden Jahren jeweils rund anderthalb Millionen Euro für die Werbung für mehr Fahrradfahren in die Hand nimmt, wird sie ja wohl auch ganz gewiss einiges investieren, und auch Werbung für andere Maßnahmen machen.“
Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender des Sozialverbands Deutschland (SoVD) in Hamburg bezieht sich mit diesem Statement auf die Ankündigung des Senats, mehr für eine andere Gruppe der Hamburgerinnen und Hamburgerzu tun, nämlich die Seniorinnen und Senioren. Ab Januar kommenden Jahres geht in zwei Hamburger Stadtteilen, Eimsbüttel und Harburg, die Projektphase „Aufsuchende Seniorenarbeit“ an den Start. Dabei sollen ältere Menschen ab dem 80. Lebensjahr zuhause besucht werden, um festzustellen, welche Hilfe und Unterstützung sie brauchen, damit sie möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können. „Eine aufsuchende Seniorenarbeit erreicht die Menschen zuhause und kann niedrigschwellig dazu beitragen, das Leben im Alter leichter zu machen“, lobt Wicher den neuen Hilfsansatz.
Allerdings sieht er die Umsetzung dieser an sich guten Idee kritisch: „Wieso muss man erst das 80. Lebensjahr erreicht haben, um an dem Angebot teilhaben zu können?“, fragt sich der SoVD-Landeschef. Bedarf hätten nicht nur diese 3.300 Menschen, sondern auch viele, die jünger seien, so Wicher. „In Hamburg leben heute mehr als 426.000 Menschen, die 60 Jahre und älter sind, und deren Lebensqualität durch aufsuchende Hausbesuche verbessert werden könnte. Vor allem für die rund 53.000 Seniorinnen und Senioren, die in Altersarmut leben oder von ihr bedroht sind, bräuchten diese kostenfreie Hilfe und Angebote“, gibt Wicher zu bedenken.
Dazu hatte die Stadt angekündigt, mit Flyern und Informationsangeboten auch die unter 80- Jährigen Seniorinnen und Senioren anzusprechen und auf das neue Hilfsangebot aufmerksam zu machen: „Das kann ja nur ein großer Erfolg werden, denn wenn die Stadt Geld für die Fahrradfahr-Kampagne hat, wird sie ja wohl auch ohne zu zögern einiges für eine Aufklärungskampagne in Sachen ‚Hilfe und Unterstützung für Seniorinnen und Senioren zuhause‘ investieren.“
Wie weit ältere Menschen unter 80 Jahren über das Angebot Bescheid wissen, das wird sich ab Januar 2018 zeigen. Der SoVD Hamburg wird sehr genau und kritisch beobachten, wie das Projekt „Aufsuchende Seniorenarbeit“ umgesetzt wird.