Die Mittelschicht ist von einer Verarmung im Alter bedroht, weil auch sie zunehmend von Lohndumping, befristeten oder prekären Jobs und höheren Ausgaben zur Lebenshaltung betroffen sind“, interpretiert Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender SoVD Hamburg die Angaben zur Armutsgefährdung 2014 des Statistischen Bundesamts.
So sind 18 Prozent der Hamburger von Armut betroffen. Ein-personenhaushalte mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 964 Euro gelten als armutsgefährdet. Für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren lag die Armutsschwelle 2.025 Euro. „Wir müssen den Blick von den heute in Armut lebenden Bürgern in die Zukunft richten. Dann wird die Mittelschicht überrascht sein“, so Wicher.
Zum Mittelstand gehören Menschen, die etwa 70 bis 150 Prozent des Durchschnittseinkommens verdienen: Alleinlebende mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 1000 bis 2200 Euro. Bei Familien mit drei Kindern liegt der Betrag bei 2.400 bis 5.300 Euro. Bis 2000 machte die Mittelschicht etwa 62 Prozent der Bevölkerung aus. Bis heute sackte dieser Anteil auf 54 Prozent ab. „Bei der Einkommensverteilung beschleunigt sich die Entwicklung an den Rändern. Die Extreme nehmen zu. Armut wächst überproportional, ebenso Reichtum. Die Zahl der Bezieher mittlerer Einkommen schrumpft, weil sie nicht wie Besserverdienende vom Aufschwung profitiert.“ Wicher warnt vor einer zunehmenden sogenannten Abwärtsmobilität des Mittelstandes im Alter: Wer 1977 in Rente ging, erhielt 60 Prozent seines letzten Nettoeinkommens. Diese Rente nähert sich – je nach Modellrechnung- der 40-Prozent-Marke. „Wer 2000 Euro netto verdiente, muss als Rentner mit weniger als 1000 Euro auskommen. Gerade im Hochpreis-Hamburg kommen hohe Ausgaben für Miete und Lebenshaltung dazu.“