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Armutsbericht für Hamburg

Als Basis für sozialräumliche Hilfen im Quartier fordert der Sozialverband SoVD die Entwicklung eines Armutsberichts über das Wahlprogramm hinaus.

„Auch wenn der Begriff Armut im Koalitionsvertrag kaum vorkommt, ist der Plan für einen regelmäßigen Armutsbericht zu begrüßen. Doch der muss über die Dokumentation von Daten hinausgehen. Dann kann er ein neues, sozialräumliches Programm gegen Armut steuern, das zielgruppen- und behördenübergreifend wirksam wird“, sagt Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender des Sozialverbands SoVD. 

Er nimmt Bezug auf den Koalitionsvertrag. Danach will der Senat „vier Teilberichte über die Lebenslage ausgewählter Bevölkerungsgruppen auf Basis aktueller und vorhandener Erhebungen zur Diskussion (zu) stellen.“  „Immerhin steht dieser Plan unter der Überschrift Armutsberichterstattung und redet das Thema Armut nicht noch kleiner“, so Wicher. Hier hatte der SoVD vor der Wahl gefordert, alle zwei Jahre einen Armuts- und Reichtumsbericht zu erarbeiten und Gewerkschaften und Sozialverbände zu beteiligen „Erst auf der Grundlage von aktuellen Daten, Zeitvergleichen und einer sozialräumlichen Perspektive lassen sich nicht nur der soziale Status Quo betrachten, sondern auch – und das ist wichtiger – die Entwicklungen“. Er verweist auf den Sozialbericht von August 2014, der mit Daten von 2010 operiert. Der letzte Armutsbericht datiert von 1997. Dabei zeigen etwa Studien des Paritätischen Gesamtverbandes, wie rapide sich die Situation beschleunigt. So stieg in Hamburg Armut doppelt so stark wie im Bundesdurchschnitt.

„Wichtiger als die ernüchternden Daten ist die qualitative Bewertung der Armut, die oft auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. Hier brauchen wir eine aufsuchende sozialräumliche Hilfe direkt im Wohn- umfeld, die sich über die sozialen Räume der Adressaten organisiert, weniger nach Sachgebieten.“ Wicher fordert ein Integriertes Gesamtkonzept zur Armutsbekämpfung:  Mehr Wohngeld, eigene Kindergrundsicherung, sozialer Arbeitsmarkt, bezahlbarer Wohnraum, mehr Hilfen für Senioren, Kinder, Jugendliche und Familien. Wicher: „Es gilt, Eigeninitiative und Selbsthilfe zu unterstützen, vorhandene Ressourcen zu nutzen, um Hilfe von oben herab zu vermeiden. Das Ziel ist, zielgruppen-übergreifend im gesamten Quartier aktiv zu werden – und weniger spezielle Angebote für bestimmte ‚bedürftige’ Gruppen zu machen.“

SoVD Sozialverband Deutschland e.V., Landesverband Hamburg
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