Wicher fordert vom Hamburger Senat mehr Transparenz beim Thema Armut: „Wir brauchen einen jährlichen Armuts- und Reichtumsbericht, um zu verdeutlichen, wie und wo Armut in unserer Hansestadt präsent ist. Nur so können wir gezielt darangehen, Missstände zu benennen und abzuschaffen!“
In Hamburg sorgt Armut für deutlich mehr soziale Unterschiede als im Rest Deutschlands: Das Preisniveau ist hoch, wer von Grundsicherung leben muss oder nur ein bisschen mehr hat, bekommt in der Hansestadt weniger für sein Geld als anderswo. Mehr als 18 Prozent aller Hamburger sind von Armut bedroht. Am anderen Ende der sozialen Skala stehen rund 9,6 Prozent, die zu den Einkommensmillionären gehören. „Ein regelmäßiger Armuts- und Reichtumsbericht würde ein Schlaglicht auf die aktuelle soziale Lage in unserer Stadt werfen“, weiß der Hamburger SoVD-Chef Klaus Wicher.
Mit verlässlichen Daten könnte Armut in Hamburg gezielter bekämpft werden. Denn Strukturschwache Stadtteile wie die Veddel, Steilshoop oder Billstedt brauchen zum Beispiel mehr und andere Förderung als reiche wie Nienstedten. „In Nienstedten leben gerade mal 0,5 Prozent der Kinder von Mindestsicherung, in Billbrook und Steilshoop ist es jedes zweite. Auch die Anzahl der Rentnerinnen und Rentner, die von Grundsicherung leben müssen, oder die, die alleinerziehend sind und viele Kinder haben, ist in den Stadtteilen sehr unterschiedlich. Sie brauchen besondere Förderung, die Stadt wäre durchaus in der Lage, sie mit einem Zuschuss zu unterstützen“, sagt Wicher.
Er ist sich sicher, dass sich die Armutslage in Hamburg durch die Corona-Pandemie verstärken wird: „Ich mache mir inzwischen große Sorgen um die Kurzarbeitenden und die vielen Selbstständigen, deren Existenz akut bedroht ist. Ich befürchte, dass auf eine große Zahl von ihnen ein sozialer Abstieg zukommt. Auf all diese Entwicklungen und Veränderungen muss die Stadt reagieren können. Ein jährlicher Armuts- und Reichtunsbericht würde dabei wertvolle Dienste leisten.“