Klaus Wicher, Vorsitzender des Hamburger Sozialverbands Deutschland (SoVD): „Erst fördert der Staat ICH-AGs, jetzt muss er auch B sagen und Selbstständige vor einem sozialen Abstieg aus dem Mittelstand bewahren. Wir fordern, dass die Stadt Hamburg mit eigenen Mitteln Unterstützungen leistet, so dass diese Menschen eine Chance haben. Das kann ein sozialer Arbeitsmarkt sein, der auf die speziellen Zielsetzungen zugeschnitten ist und verschiedene Beschäftigungsträger einbezieht.“
Bundesweit sind knapp fünf Prozent der Erwerbstätigen Selbstständige ohne Mitarbeiter. Diese Solo-Selbstständigen müssen nicht nur die Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung eigenverantwortlich tragen. Anders als Selbstständige mit Mitarbeitern, tragen sie auch öfter ein erhöhtes unternehmerisches Risiko. Beide Gruppen sind massiv betroffen von Corona-bedingten Einbrüchen der Wirtschaft. Dazu gehören die in Hamburg starken und von Selbstständigen geprägten Branchen Einzelhandel, Tourismus, Gastronomie, Kultur oder Veranstaltungen.
„Viele Freiberufler, Solo-Selbstständige in der Kulturindustrie und kleine Selbstständige zählen zum Mittelstand. Es geht schnell, abzurutschen. Wichtig ist, dass der Staat interveniert, um für alle Berufsgruppen zu verhindern, auf Transferleistungen angewiesen zu sein“, fordert Wicher. „Auf die Jobcenter kommen nun neue und bisher unbekannte Kunden zu, die eine spezielle Betreuung brauchen.“ Der Anteil der Solo-Selbstständigen wuchs seit den 90er Jahren kontinuierlich. „Das ist auch eine Folge der Existenzgründerzuschüsse, mit der im Rahmen der Hartz-IV-Gesetze ICH-AGs gefördert wurden.