Auffällig sei, dass sich die Zahl der 15- bis 26-jährigen Arbeitslosen gegenüber Juni 2019 verdoppelt habe. Der Blick müsse sich differenziert auf besondere Beschäftigungsverhältnisse richten: „Dazu gehören Selbstständige, aber auch Menschen, die einen Minijob, einen befristeten Arbeitsvertrag oder einen Leih- oder Teilzeitarbeitsvertrag haben.“, sagt Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender Sozialverband Deutschland (SoVD) in Hamburg. In den 1990er Jahren ging nur jeder fünfte Arbeitnehmende einer atypischen Beschäftigung nach, heute etwa jeder dritte. Zudem wird prekäre Beschäftigung zumeist niedrig entlohnt. Mehr als sieben Millionen Menschen hatten vor der Krise einen Minijob.
Wicher: „Das Modell Minijob sollte Unternehmen flexibel machen. Das zeigt sich jetzt von der Kehrseite. Minijobs sind nicht krisenfest. Wir müssen weg vom Minijob und dem Prinzip: jede Arbeit ist besser als keine. Denn die Folgen von Mini-Job oder Leiharbeit werden in der Corona-Krise klar. Viele Jobs, etwa in der Gastronomie, im Einzelhandel, im Reinigungs-gewerbe oder in der Landwirtschaft fallen weg. In Finkenwerder bei Airbus erleben wir, dass Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter zu den ersten gehören, die betroffen sind.“
Wicher warnt vor den langfristigen Folgen gering bezahlter Arbeit: Rentenkassen und Sozialversicherungen fehlt Geld. „Der Senat kann hier helfen, um individuelle Schicksale aber auch gesellschaftliche Folgen abzumildern.“ Wicher fordert daher einen sozialen Arbeitsmarkt und öffentliche Auftragsvergaben besonders für Selbstständige. „Denkbar ist auch, dass geringfügig Beschäftigte Kurzarbeitergeld bekommen.“ Bisher sind geringfügig Beschäftigte vom Kurzarbeitergeld ausgeschlossen. Um es zu erhalten, müssten sie versicherungspflichtig in die Arbeitslosenversicherung einzahlen. Minijobber sind hier versicherungsfrei. Besondere Wege müssen für ehemals Selbständige gefunden werden. Dies ist für die Jobcenter völlig neu und könnte sie überfordern. Daher ist hier auch der Hamburger Senat mit einer eigenen Strategie und Mitteln gefordert.