Wenn es nach ihm geht, muss die Politik in Hamburg jetzt handeln: „Der Senat muss auf diese Veränderungen schnell reagieren und den Betroffenen unbürokratisch helfen. Außerdem sollte die Hamburger Politik langfristig Konzepte entwickeln, um besser auf solche Szenarien vorbereitet zu sein.“
Der Lockdown in den vergangenen Wochen hat dazu geführt, dass jetzt die Kurzarbeit explodiert. Fast 20.000 Hamburger Unternehmen haben dies angemeldet, knapp 273.000 Arbeitnehmer sind aktuell von Kurzarbeit betroffen. Diesbezüglich bleibt Wicher gelassen: „Auch, wenn die Zahl zunächst schockiert, ist Kurzarbeit in diesen Zeiten ein probates Mittel, um Unternehmen und Arbeitsplätze zu sichern.“
Er befürchtet allerdings, dass vor allem die armen Menschen in der Stadt unter den Veränderungen des Arbeitsmarkts leiden müssen. „Sorge bereitet mir die wachsende Zahl der Hartz-IV-Beziehenden, die von März auf April um elf Prozent gestiegen ist. Bei denjenigen, die in der Arbeitsförderung sind (Leistungen nach dem SGB III), verzeichnen wir sogar einen Anstieg um 25 Prozent. Das bedeutet für die Betroffenen massive finanzielle Einschränkungen und vor allem eine große Unsicherheit, was die Zukunft bringen wird“, stellt Wicher klar.
Für den Landesvorsitzenden des Sozialverband Deutschland (SoVD) bestätigen die Zahlen vor allem, dass es in Hamburg jetzt deutlich mehr Menschen gibt, die auf Hilfe angewiesen sind: „Ich wiederhole deshalb noch einmal: Die jetzt von der Krise akut Betroffenen brauchen eine temporäre Aufstockung von Hartz IV und Grundsicherung um 100 Euro. Das würde die Konjunktur stützen und den Menschen ein wenig Luft in ihrer angespannten Situation verschaffen.“
Weiterhin empfiehlt Wicher der Politik, sich im Kampf gegen die Armut stärker zu engagieren: „Wir brauchen unbedingt einen Sozialen Arbeitsmarkt, der aus den Töpfen der Stadt eingerichtet wird.“ Darüber hinaus müsse die Stadt dringend Signale an die Beschäftigungsträger senden. Sie bräuchten endlich eine verlässliche Finanzierung, um verlässlich planen zu können.