„Wir brauchen dringend mehr sozialen Wohnungsbau, denn vor allem für einkommensschwache Haushalte, die ohnehin nicht viel haben, bedeuten die hohen Mieten auch wachsende Armut.“ Das Versprechen der Stadt, jedes Jahr 3.000 neue Sozialwohnungen zu bauen, ist für Wicher ein richtiger Schritt, aber: „Das reicht vorne und hinten nicht. Wenn nicht wenigstens 5.000 neue bezahlbare Wohnungen pro Jahr gebaut werden, wird sich das Problem weiter verschärfen.“
Der Hamburger SoVD-Chef sieht sich durch den Lebenslagenbericht Familien bestätigt: „Dort steht es Schwarz auf Weiß: Menschen, die wenig haben, geben im Verhältnis deutlich mehr für die Miete aus als der Rest der Hamburger.“ Der Bericht des Hamburger Senats belegt beispielsweise, dass Alleinerziehende mit einem Kind unter 18 Jahren durchschnittlich 35 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgeben, bei zwei oder mehr Kindern sind es fast 40 Prozent. „Normalfamilien“ dagegen investieren ca. 25 Prozent ihres Nettoeinkommens in die Miete: „Die Stadt muss den sozialen Wohnungsbau dringend und deutlich stärker fördern, um diese soziale Ungerechtigkeit für einkommensschwache Familien aufzufangen.“
Für Wicher ist glasklar: „Der Senat muss endlich handeln und dabei auch neue Wege, beispielsweise bei der Erschließung von Grundstücken, gehen.“ Er fordert weiterhin eine bessere Städtebauförderung und eine Stärkung von alternativen Bauformen, wie zum Beispiel die Entwicklung von Wohngenossenschaften und -kollektiven.
Zwischen 2011 und 2016 wurden in Hamburg knapp 31.000 neue Wohnungen gebaut, gleichzeitig schrumpfte die Anzahl der Sozialwohnungen um 19.539 Einheiten, aktuell gibt es laut Mieterverein in der Hansestadt noch etwa 80.000 Sozialwohnungen.