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25 Jahre Kranken­stube für Ob­dach­lose

In diesem Jahr feiert die Caritas Hamburg das 25jährige Jubiläum ihrer Krankenstube für Obdachlose. Ohne sie wäre die Lage der rund 2.000 obdachlosen Menschen auf Hamburgs Straßen, von denen viele ohne Krankenversicherung sind, noch problematischer als sie es eh schon ist. 

Die 20 Betten der Krankenstube für Obdachlose im Gesundheitszentrum St. Pauli sind meistens belegt, weshalb immer wieder auch Patient:innen abgewiesen werden müssen, obwohl sie dringend Hilfe benötigen. Vier bis sechs der Betten stehen für die Nachsorge von Menschen mit geschlossener Tuberkulose zur Verfügung. Das Angebot wird – neben der Förderung durch die Hamburger Sozialbehörde und Krankenkassen – vor allem über Spenden und Betten-Patenschaften finanziert. Neben der gesundheitlichen Pflege soll die sozialpädagogische Betreuung die Rückkehr der obdachlosen Männer und Frauen auf die Straße verhindern. 

SoVD-Landeschef Klaus Wicher machte sich kürzlich vor Ort ein Bild. „Eigentlich dürfte es diese Einrichtung gar nicht geben, denn Gesundheit ist ein Menschenrecht, das neben dem im Grundgesetz verbrieften Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit natürlich auch für obdachlose Menschen gilt.“ Die Gründe, warum Menschen ohne Krankenversicherung in Hamburg leben, sind vielfältig. Ebenso vielfältig, wie die Gründe für Obdachlosigkeit. Finnland geht mit dem Konzept „Housing First“ seit Jahren effektiv dagegen vor, die Zahlen haben sich bis 2022 halbiert (2008: 8.260 Obdachlose; 2022: 3.686 Obdachlose). Bis 2030 soll Obdachlosigkeit auch in Deutschland überwunden sein. Ein hehres Ziel angesichts des eklatanten Mangels an bezahlbarem Wohnraum und sozialem Wohnungsbau. Das Projekt „Housing First“ in Hamburg konnte bisher 20 Menschen in eigenen Wohnraum vermitteln, sucht aber händeringend nach weiteren Wohnungen. 

„Einrichtungen wie die Krankenstube müssen noch viel mehr seitens der Stadt unterstützt werden, solange Obdachlosigkeit in Hamburg nicht bewältigt ist“, fordert Wicher. „Trotz personeller Engpässe und zu geringer Bettenzahl leistet das Team enorm wertvolle Hilfestellung für diese Menschen, die Hilfe so dringend brauchen.“ Für Sozialarbeiter Thorsten Eikmeier ist es besonders berührend, wenn ehemalige Patient:innen kommen, um sich zu bedanken und von ihrem neuen Leben in eigener Wohnung zu berichten. Denn auch das gelingt immer wieder dank der Weitervermittlung in andere Hilfsangebote.

SoVD Sozialverband Deutschland e.V., Landesverband Hamburg
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