Es ist traurige Realität: In Hamburg liegt die Armutsgefährdungsquote gemessen am Landesmedian bei über 20 Prozent und deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Besonders gefährdet sind Rentner:innen, Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende, Familien mit Kindern und Menschen mit Migrationshintergrund.
Auf dem 22. Landesverbandstag fordert der Landesvorstand des SoVD Hamburg deshalb die Politik auf, mehr Ausgaben für Sozialpolitik freizugeben beziehungsweise umzusteuern. „Die Zahlen sind ein Armutszeugnis für die reiche Stadt Hamburg“, sagt Klaus Wicher, Vorsitzender des Sozialverbands SoVD Hamburg. „Mehr Teilhabe und mehr Gerechtigkeit ist in Hamburg möglich und hängt allein vom politischen Willen ab.“
Aber es fehlt bis heute ein schlüssiges Konzept zur Armutsbekämpfung in der Stadt. „Das muss sich dringend ändern, vor allem, wenn die Abschaffung von Armut bis 2030 nicht nur ein Lippenbekenntnis sein soll“, so Wicher. „Skandalös ist auch die hohe Zahl an Kindern und Jugendlichen, die in Armut aufwachsen.“ Über 27 Prozent der unter 18-Jährigen und fast 35 Prozent der 18- bis 25-Jährigen sind in Hamburg von Armut betroffen (Landesmedian 2022). Und das seit Jahren. „An der Kindergrundsicherung geht kein Weg vorbei“, mahnt Wicher. „Auch ein Hamburger Familiengeld ist denkbar.“
Weitere Forderungen des SoVD Hamburg sind:
- Ein sozialer Arbeitsmarkt für langzeitarbeitslose Menschen muss verstärkt aus Hamburger Haushaltsmitteln aufgebaut werden
- Stromsperren gehören abgeschafft, der Härtefallfonds muss einem größeren Personenkreis zugänglich und niedrigschwellig bekannter gemacht werden
- Ein Zuschlag zur Grundsicherung nach dem Münchener Vorbild muss kommen
- Der soziale Wohnungsbau muss Vorrang vor allen anderen Bauprojekten in der Stadt haben
- Altersgerechter, bezahlbarer Wohnraum muss in den Quartieren geschaffen werden
- Es muss ausreichend Personal und eine verbesserte Infrastruktur für eine bürgerfreundliche Verwaltung geben. Der Offline-Zugang für Menschen, die sich Digitalisierung nicht leisten können, muss erhalten bleiben
- Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) muss für bedürftige Menschen kostenfrei sein
- Vermögen muss umverteilt und höher besteuert werden
Kontakt
Nicola Timpe
Pressesprecherin
Telefon 040 611 607 42
Mobil 0151 445 456 93
presse@sovd-hh.de