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SoVD-Sozialtipp: Selbst-Pflege für Angehörige

Wie schafft man sich Freiräume und schützt sich vor Überlastung?

„Mir nichts, dir nichts.“ Lessing, Dramatiker mit Denkmal auf dem Hamburger Gänsemarkt, legte diese Redensart „Nathan dem Weisen“ in den Mund. Gemeint ist „ohne viel Aufwand“. Das klappt nicht bei der Pflege von Angehörigen. Es ist ein Job, der auf die Knochen und die Seele geht. Von etwa 80.000 pflegebedürftigen Hamburger:innen sind acht von zehn auf Angehörige angewiesen – oft Tag und Nacht, 24/7. Da sollten (und müssen) helfende Hände zu Hause auch einmal so weise sein, die Hände in den Schoß zu legen und an sich zu denken. Damit der Kopf frei und Pflege kein Drama wird.

Martin Moritz, Geschäftsführer von DIE ANGEHÖRIGENSCHULE – DanS (info@angehoerigenschule.de, www.angehoerigenschule.de): „Angehörige sollten sich möglichst früh so organisieren, dass sie auch Zeit für sich haben. Sie brauchen Zeitinseln, die ihnen dabei helfen, selbst aufzutanken – psychisch wie physisch. Die eigenen Bedürfnisse sollten nicht dauerhaft hinten anstehen. Wichtige Kontakte zu Freunden sollten aufrechterhalten werden. Man sollte sich erlauben, trotz der Pflegesituation, auch Dinge zu tun, die einem Freude machen und einen aufbauen.“ Pflege sei, so Moritz, mit einem „Marathonlauf“ zu vergleichen. Die durchschnittliche Pflegezeit in Deutschland beträgt 8,3 Jahre. In dieser Zeit steigt der Pflegebedarf, aber auch die Belastung: „Somit gilt es für Angehörige, sich ein persönliches Netzwerk mit Unterstützenden und Hilfen aufzubauen, die einen entlasten. Das kann auch ein:e Nachbar:in oder Freund:in sein, die:der sich mal um die:den Pflegebedürftigen kümmert und den Angehörigen für ein paar Stunden den Rücken freihält.“ Solche ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe kann – unter bestimmten Bedingungen – z.B. über die Pflegekasse durch eine kleine Aufwandsentschädigung honoriert werden.

Wer den Dschungel der Pflege-Gesetze durchschreiten will, bekommt kostenfreie Unterstützung in den neun Pflegestützpunkten der Bezirke, z.B. bei Überforderung mit Schriftverkehr und Formularen. Wer psychische Hilfe braucht, findet sie z.B. über die Hamburgische Brücke, die Alzheimer-Gesellschaft oder im Internet unter www.psychenet.de. Auch DIE ANGEHÖRIGENSCHULE ist als Kooperationspartner des SoVD Hamburg mit Rat und Tat für pflegende Angehörige und Familien da – z.B. mit (Online)-Kursen oder individuellen Schulungen.

Klaus Wicher, Landesvorsitzender SoVD Hamburg: „Pflege ist oft Privatsache, meist von Frauen. Der Staat nimmt hin, dass viele bis an ihre physischen und physischen Grenzen gehen.“ Er fordert eine Pflegeversicherung, die finanziell auch auf die Bedürfnisse der Angehörigen ausgerichtet ist und Auszeiten nicht nur als Ausnahme, sondern in der Regel bezahlt. „Und das Problem wächst: Viele der kopfstarken Babyboomer-Generation kommen in ein Alter, in dem eventuell Pflege gebraucht wird.“, so Wicher.

SoVD Sozialverband Deutschland e.V., Landesverband Hamburg
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