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Wohnungsnot in Hamburg: Wohnungsbau braucht Subventionen auf Zeit

In Hamburg findet der Neubau von Wohnungen so gut wie nicht mehr statt. „Angesichts der hohen Preise macht es zurzeit weder für die private Wohnungswirtschaft noch für Genossenschaften Sinn, Neubauprojekte anzugehen. Demnächst droht uns eine echte Wohnungsnot. Nur mit der Subventionierung von Material und der Finanzierung wird nicht viel passieren. Der Wohnungsbau muss für eine gewisse Zeit sehr, sehr deutlich vom Staat gefördert werden – das beinhaltet ganz explizit auch den Verzicht auf die Grundsteuer“, schlägt Klaus Wicher, Landesvorsitzender Sozialverband Deutschland (SoVD) in Hamburg, vor.

Das Bauen von Wohnungen darf nicht stocken, vor allem der Bau von Sozialwohnungen. Der Bestand in Hamburg schwindet sichtbar, bis Ende der 2020er Jahre werden rund 22.000 Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung fallen: „Allein um das zu kompensieren, müssten 5.000 neue Wohnungen jährlich nachgebaut werden. Wenn das jemals wieder ins Rollen kommen soll, muss die Stadt aktiv in Vorleistung gehen.“ Ansonsten könnte schon bald gar nicht mehr neu gebaut werden: „Vor allem die Baukosten für die Erstellung einer Wohnung in Hamburg sind um fast 30 Prozent gestiegen und liegen durchschnittlich bei knapp 4.500 Euro pro Quadratmeter. Das rechnet sich weder für private Bauherren und noch nicht mal mehr für die Genossenschaften. Bezahlbare Wohnungen zu erstellen, ist ohne deutliche öffentliche Förderung überhaupt nicht mehr möglich.“

Hamburg könnte den Neubau wieder attraktiver machen, wenn die Stadt die richtigen Signale aussenden würde: Neben dem zeitweisen Verzicht auf die Grundsteuer, müsse auch bei der Finanzierung von Bauprojekten geholfen werden. Wicher empfiehlt Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein und den politisch Verantwortlichen, das Thema Wohnungsbau neu zu denken: „Wir sollten mehr über neue Bau- und Wohnformen nachdenken. Wohnungen könnten günstiger entstehen, wenn flexibler gebaut wird, zum Beispiel mit Moduleinheiten und mit der Nachverdichtung bebauter Flächen. Die Bauordnung könnte ebenfalls überarbeitet werden. Das alles würde zu einer Belebung führen. Wir brauchen neue bezahlbare Wohnungen in der Stadt und zielgerichtete Aktionen, die dies anschieben. Denn gerade für Menschen, die wenig haben, ist das bezahlbare Dach über dem Kopf existenziell.“

Wohnungsbau müsse zudem immer im politischen Kontext betrachtet werden: „Das Thema ist auch für die gesamte Volkswirtschaft bedeutsam. Die Immobilienwirtschaft hat einen Anteil von 20 Prozent an der Bruttowertschöpfung. Sie ist bedeutsam für die konjunkturelle Entwicklung. Bei einem Bruttoinlandsprodukt von über vier Billionen Euro sind das für die gesamte Branche ca. 800.000 Mrd. Euro. Das ist beachtlich“, so Wicher.

SoVD Sozialverband Deutschland e.V., Landesverband Hamburg
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