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Neuer Psychiatrieplan für Hamburg

Hilfe für schwer psychisch kranke Menschen

Menschen mit schwersten psychischen Erkrankungen sind bislang in Hamburg häufig durch die Maschen des medizinischen Versorgungssystems gefallen. Das will die Stadt nun ändern und hat im Januar den neuen Psychiatrieplan vorgestellt.

Steigende Patient:innenzahlen, fehlendes Personal, hohe Kosten – der Maßregelvollzug stößt an seine Grenzen. Dort werden Menschen mit psychischen Erkrankungen untergebracht, die straffällig geworden sind. Das Problem: Menschen, die an schweren psychischen Erkrankungen leiden, sind zum Teil suchtkrank, suizidgefährdet und/oder gewalttätig und leben nicht selten auf der Straße. Sie finden ihren Weg im Hilfesystem nicht von allein. Ohne entsprechende Unterstützung werden immer mehr Betroffene irgendwann straffällig und landen im Maßregelvollzug. Die notwendige Koordination von Übergängen zwischen Psychiatrie, ambulanter Weiterversorgung und Hilfe im Alltag sollen nun laut Psychiatrieplan 2025 so genannte Gemeindepsychiatrische Verbünde (GPV) in jedem Hamburger Bezirk übernehmen. Dort werden unter anderem Ärzteschaft, Sucht- und Wohnungslosenhilfe, ambulante Pflege, Jugendhilfe und Krankenkassen vertreten sein. Sie sollen individuell angepasste Hilfepläne erstellen. 

SoVD Landeschef Klaus Wicher begrüßt den Plan, verweist aber auch darauf, dass der Psychiatrieplan die Situation nur für besonders schwer Betroffene verbessert. „Hamburg braucht dringend andere Versorgungsstrukturen im Bereich der Psychotherapie, mehr Psychotherapieplätze und eine verstärkte Ausbildung von Psychotherapeut:innen“, so Wicher. Eine Umfrage der Psychotherapeutenkammer Hamburg zeigt, dass sich 2023 die Wartezeit bei mehr als der Hälfte der niedergelassenen Therapeut:innen auf rund acht Monate verdoppelt und 2024 noch einmal verlängert hat. Gerade für Kinder und Jugendliche gibt es massive Engpässe, obgleich Hamburg als zu 160 Prozent überversorgt mit psychotherapeutischen Praxen mit Kassenzulassung gilt. „Die Bedarfsplanung basiert auf veralteten Daten und ist ein schlechter Witz“, sagt Wicher. „Der real existierende Bedarf an Psychotherapie ist vor allem auch nach der Pandemie sehr viel höher.“ Der Senat ist hier gefordert und muss aus Wichers Sicht gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg und den Kassen schnell nachbessern.

SoVD Sozialverband Deutschland e.V., Landesverband Hamburg
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